S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 05.11.2025 um 10.30 UTC Im Mittelfristzeitraum wahrscheinlich keine markanten Wetterentwicklungen. Somit dreht sich das Warngeschehen um lokale nächtliche Frostecken und die herbstliche Nebellotterie. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.11.2025 Am Samstag befindet sich Deutschland unterhalb einer Zone tiefen Geopotentials, die auf ihrer Westseite von einem blockierenden Höhenrücken flankiert wird. Bei insgesamt geringen Geopotentialunterschieden lassen sich vielleicht drei besonders markante Gebilde in dem schwachen Höhentiefkomplex ausmachen: Ein rinnenförmiger Trog, der sich zu Tagesbeginn von Irland bis etwa zu den Balearen erstreckt, sowie zwei abgeschlossene Höhentiefs, eines über dem Tyrrhenischen Meer, das zweite über dem Grenzgebiet Ungarn-Rumänien-Kroatien. Während der südliche Teil der Rinne abtropft und das tyrrhenische Höhentief sich auflöst, zieht das Osteuropa-Tief bis zum Sonntagmorgen nach Polen. Das Geschehen in der Höhe spielt sich über einer schwachgradientigen Hochdruckbrücke ab, die sich vom zentralen Nordatlantik bis nach Russland erstreckt. Nennenswerte dynamische Prozesse sind bei dieser Konstellation nicht zu erwarten. Vielmehr wird das Wettergeschehen von einer oftmals dichten, tief liegenden Stratusdecke dominiert. Die Sonne sollte es wohl schwer haben diese Aufzulösen, die größten Chancen für Wolkenlücken zeigen sich nach jetzigem Stand am Nordrand der Mittelgebirge. Eventuell wird die Stratusdecke hier und da etwas angehoben, was dann ein paar Tropfen Regen zur Folge haben kann. Die entsprechenden Mengen sind aber auf jeden Fall gering, die räumliche Spezifizierung dieser geringen Niederschläge ist aus heutiger Sicht schwierig bis unmöglich. Sollte die Sonne größeren Wolkenlücken finden, könnten die Höchstwerte auf bis zu 13°C steigen. Im grauen Rest des Landes sind 4 bis 10°C wohl das höchste der Gefühle. Nachts verhindern die Wolken eine starke Auskühlung. Eventuell sinken die Temperaturen im Süden lokal an oder knapp unter den Gefrierpunkt (bis -1°C), sonst bleibt es bei 8 bis 1°C frostfrei, wobei sich gebietsweise Nebel bilden kann. Am Sonntag schwächt sich die Hochdruckbrücke etwas ab, sie bleibt aber insgesamt erhalten. Bei weiterhin mäßig tiefem Geopotential schiebt sich von Westen der Rücken zögerlich heran, dazu kreist das Höhentief im deutsch-polnischen Grenzgebiet herum, ohne dabei wesentliche Hebungsimpulse setzen zu können. Auf den Nordwesten greift - auf der Nordflanke der Hochdruckbrücke - eine schwache Störung auf Deutschland über, die sich nur langsam verlagert und bis zum Montagmorgen die Mitte erreicht. Die Deterministik von IFS traut dieser kaum als Front zu bezeichnenden Feuchteschliere punktuell um 5 l/qm in 6 Stunden zu, gut möglich, dass diese Mengen ob des mangelnden Hebungsantriebs (allenfalls kurzwellige Troganteile könnten hier unterstützend wirken) in kommenden Modellläufen noch zurückgerechnet werden. Der tiefe Stratus bleibt uns erhalten, die Sonnenanteile sind noch geringer als ohnehin schon am Samstag, und die Höchstwerte liegen mit 6 bis 13°C etwa auf Vortagesniveau - was auch für die nächtlichen Tiefstwerte und die Ausbreitung dichter Nebelfelder gilt. Am Montag muss die Hochdruckzone sich noch etwas weiter zurückziehen bzw. sie schwächt sich noch etwas ab. Vom Nordatlantik schiebt sich ein Langwellentrog mit korrespondierendem kräftigem Bodentief heran, wobei beide bis Dienstagmorgen noch auf dem Atlantik bleiben, auf ihrer Vorderseite aber den Höhenrücken kräftigen, dessen Achse schon im Tagesverlauf bis nach Deutschland vorankommt, in der Nacht dann sogar den Berliner Raum erreicht. In die Rückseite des Höhenrückens schiebt sich ein dem Langwellentrog vorlaufender kurzwelliger Anteil. Dieser greift in der Nacht zum Dienstag auf den Nordwesten über, zusammen mit einer schwachen Front, die in 850 hPa für eine leichte Milderung sorgt und am Niederrhein sowie im Emsland etwas Niederschlag aufkommen lässt - zusammen mit einem durch Gradientverschärfung moderat auflebenden Wind. Die am Montagmorgen noch bei 0 bis 3°C liegenden 850er Temperaturen steigen im Nordwesten in der Nacht zum Dienstag immerhin auf knapp 5°C. Weil mit der erst in der Nacht hereinschwenkenden Front keine durchgreifende Wetteränderung verbunden ist, bleibt uns auch der tiefe Stratus erhalten. Die Statistik (MOSMIX) sieht im Vergleich zum Sonntag zumindest wieder leicht höhere Chancen auf Sonne. Wer ob des trüben Himmels zu Schwermütigkeit neigt, sollte sich einfach für den Montag das Modell (GFS) der KollegInnen des amerikanischen Wetterdienstes zu Gemüte führen. Dieses verspricht sehr verbreitet Sonne - womit natürlich keine Garantie, sehr wohl aber etwas Hoffnung verbunden ist. Sollte die Sonne länger scheinen, wäre auch bei den Höchstwerten mehr drin als die von IFS avisierten - und inzwischen quasi altbekannten - 6 bis 13°C. Und wo wir schon dabei sind machen wir direkt weiter mit dem redundanten Wissen: nachts Minima zwischen 0 und 8°C und gebietsweise Nebel. Am Dienstag und Mittwoch kann sich das Hoch, auch durch einen weiteren Höhenrücken, der sich über Westeuropa aufwölbt, den kurzwelligen Troganteil "schluckt" und mit dem alten Rücken "fusioniert", wieder stabilisieren. Das bedeutet auch, dass es zusammen mit besagtem Rücken den ostatlantischen Trog mit zugehörigem Tief erfolgreich abblocken kann. Somit bleibt es weitgehend trocken, auf der Westflanke des Hochs wird wieder etwas mildere Luft advehiert (T850 am Donnerstagmorgen 6 bis 10°C), die Hochrandlage gibt aber weiterhin nächtlichem Nebel und tiefem Stratus gute Überlebenschancen - und die windschwache Gesamtsituation mischt die wärmere Luft an der Oberkante der Grenzschicht nicht bin nach unten durch - was für ein etwa gleichbleibendes Temperaturniveau spricht. Auch wenn in der erweiterten Mittelfrist der westeuropäische Tiefdruckeinfluss näherkommt: Eine durchgreifende Änderung stellt sich - wenn überhaupt- erst am Samstag ein. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Der aktuelle Lauf des IFS zeigt eine gute Konsistenz mit den Vorläufen - und dies bis weit in die kommende Woche hinein. Diese Aussage gilt zumindest, wenn man sich auf das Wetter und die synoptischen Felder über Mitteleuropa fokussiert. Dort haben alle Läufe zu Beginn des Mittelfristzeitraumes die Hochdruckbrücke im Programm, über der sich ein schwachgradientiger, zu leicht reduziertem Geopotential neigender Langwellentrog tummelt. Die Abschwächung der Brücke am Wochenende haben ebenfalls alle Läufe auf der Agenda, wobei im Laufe der ersten Hälfte der kommenden Woche über Westeuropa das Geopotential steigen soll, was das "Resthoch" über Osteuropa wieder stabilisiert. Die Unterschiede liegen für Mitteleuropa eher im Detail: Wo liegt in der kommenden Woche der Schwerpunkt des Hochs, wie und wann machen sich Kurzwellentröge bemerkbar, wie und wann werden schwache Störungen herangeführt. Wer größere Unterschiede zwischen den Modellläufe sucht, muss auf den Atlantik schauen: Dort werden im Laufe der kommenden Woche deutlich unterschiedliche Konfigurationen des Langwellentroges und der zugehörigen Tiefdruckverteilung angeboten. Allein: Auf unser Wetter hat dies nach derzeitigem Stand keinen oder nur einen geringen Einfluss. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Qualitativ ergibt sich beim internationalen Modellvergleich (ICON, IFS, UK10, GFS) das gleiche Bild wie bei der Konsistenzbetrachtung des aktuellen IFS-Lauft mit den Vorläufen: Insgesamt dominiert hoher Luftdruck, die zu Anfang des Mittelfristzeitraumes erkennbare Brücke wird zwar abgebaut, das Hoch kann sich aber in der ersten Hälfte der kommenden Woche durch einen mittels WLA getriggerten Rücken über Westeuropa wieder neu sortieren und bezieht dann Position über dem östlichen Mitteleuropa. Aus der Höhe ergeben sich bei keinem der Modelle massive Hebungsimpulse, vielmehr bleiben die Geopotentialgegensätze schwach. Wann und wo kurzwellige Troganteile lokal für Hebung sorgen könne, lässt sich jetzt noch nicht sagen (abgesehen von einem markanten Kurzwellentrog über dem Nordwesten in der Nacht zum Dienstag). Es ist aber klar, dass eventuelle Niederschläge meist lokalen, allenfalls aber regionalen Charakter haben werden und insgesamt schwach zu veranschlagen sind. Im Detail sind aber dann doch Unterschiede erkennbar. Dies gilt z. B. für die Situation auf dem tiefdruckgeprägten Atlantik. Dies gilt aber auch für die Position und Intensität des Hochdruckgebietes über dem östlichen Mitteleuropa in der kommenden Woche. Bezüglich des maximalen Drucks im Hoch ist z. B. ICON deutlich zurückhaltender als etwa UK10. Und nicht zuletzt ergeben sich Unterschiede in der Bewölkungsprognose. Das amerikanische GFS lässt die von den Modellen vorhergesagte tiefe Stratusdecke deutliche häufiger und großflächiger aufreißen, als dies die anderen Modelle vorausberechnen. Diesbezüglich sind präzise Prognosen in der Tat schwierig, es lassen sich aber keine überzeugenden Hinweise finden, die zwingend für ein Auflösen/Aufreißen der Wolken sprechen. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Das Ensemble des IFS bietet für das Zeitfenster +72 bis +96 Stunden 6(!) Cluster an. Die hohe Zahl irritiert ein wenig, allerdings liegen alle Cluster durchweg in der Blockierungslage. Insofern sind die Prognosen eben doch recht stabil und verlässlich, die Hochdruckbrücke über Mitteleuropa ist ebenso erkennbar wie der zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes anzutreffende westeuropäische Rücken, der für die Blockierung sorgt und der den leicht indifferenten schwachgradientigen Trogkomplex über Mitteleuropa nach Westen hin begrenzt. Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden drei Cluster gerechnet, zwei (19 und 12 Mitglieder) bleiben durchweg in der Blockierung, der dritte, mit 20 Mitgliedern größte Cluster wechselt dagegen in die "Negative NAO". Somit sieht die Mehrheit der Einzellösungen eine Erhaltung der Blockierungslage. Die übrigen Lösungen berechnen den blockierenden Rücken schwächer, aber auch sie liefern mit einem recht weit südlich (vor der Biskaya) liegenden kräftigen Tief ein Szenario, bei dem keine durchgreifende Wetteränderung zu erwarten ist. Das Zeitfenster +192 bis +240 Stunden liefert zwei Cluster. Der mit 30 Mitgliedern größere bleibt durchweg in der Blockierung, der mit 21 Mitgliedern kleinere wechselt zum Ende, also zum Samstag der kommenden Woche, in die "Positive NAO", was dann für einen Wetterwechsel sprechen würde. Interessant: Der Hauptlauf liegt in Cluster zwei, er unterstützt also die These vom Wetterwechsel. Entsprechend kann hier nochmals der Satz zitiert werden, der schon oben zur erweiterten Mittelfrist geschrieben wurde: Eine durchgreifende Änderung stellt sich - wenn überhaupt- erst am Samstag ein. Die Rauchfahnen für Offenbach sehen im Mittelfristzeitraum für die 850er Temperatur anfangs einen leichten Rückgang, dann ein mehrtägiges verharren auf niedrigem Niveau (um etwa 3°C), bevor in Richtung Mitte der kommenden Woche wieder ein moderater Anstieg zu verzeichnen sein sollte - dann unter deutlicher Zunahme der Streuung. Das Geopotential bewegt sich im Mittelfristzeitraum auf moderat niedrigem Niveau, der Trend ist dabei mit dem der 850er Temperatur vergleichbar: anfangs ein leichter Rückgang, dann kaum bewegt auf niedrigem Niveau, in Richtung Mitte der kommenden Woche dann aber ein verhaltener Anstieg. Die GFS-Ensembles stützen qualitativ die Aussagen des IFS-Ensembles. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Die betrachteten Modelle bzw. Ensembles (EFI, COSMO-LEPS, IFS-Ensemble) liefern keine Hinweise auf signifikante Wettererscheinungen. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-ENS, MOSMIX ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas