S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Montag, den 10.11.2025 um 10.30 UTC Zunächst sehr mild. Am Wochenende wahrscheinlich von Norden her deutlich kälter, aber noch große Unsicherheiten. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.11.2025 Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, entwickelt sich nach IFS ein sogenanntes "Viererdruckfeld", bei dem sich Hochs und Tiefs wie bei einem Schachbrett gegenüberstehen. So liegt am Donnerstag ein Zentraltief (gestützt von einem Langwellentrog) westlich der Biskaya, ein weiteres Tief dreht über Nordskandinavien seine Kreise und wird von einem vom Nordmeer nach Skandinavien ziehenden Trog induziert. Gleichzeitig befindet sich eine hochreichende Antizyklone westlich Islands und ein über Mitteleuropa liegender Höhenrücken stützt ein Hoch über dem Balkan. Durch diese Konstellation wird einerseits sehr milde Luft von Südwesteuropa bis nach Mitteleuropa geführt. Auf der anderen Seite findet über Skandinavien ein Kaltluftausbruch statt, wobei die Kaltluft bereits den Süden Skandinaviens erreicht hat. Damit entsteht nördlich unseres Land ein erheblicher thermischer Gradient, wobei die Luftmassengrenze am Donnerstag über Dänemark liegt. Der äußerte Norden Deutschlands ist dann schon von deutlich kälterer Luft beeinflusst und liegt unter dichten Wolken, aus denen auch Regen fällt. Dabei kommt die Luftmassengrenze als Kaltfront im Tagesverlauf bereits etwas südwärts voran. Im Süden des Landes herrscht dagegen in der milden Luftmasse oftmals sonniges und sehr mildes Wetter (T850 bis 14°C), teils ist es aber in den Niederungen auch neblig und kühl. In der Nacht zum Freitag soll das Tief über Skandinavien die Kaltfront bereits bis in die nördliche Mitte südwärts lenken, so dass es dort zu weiteren Regenfällen kommt. Rückseitig geht in 850 hPa die Temperatur schon auf -4°C zurück. Frostig sollte es aber dank mäßigen Nordwestwindes noch nicht werden. Am Freitag zieht das Skandinavientief zur Halbinsel Kola, seine Kaltfront wird über der nördlichen Mitte stationär. Dort regnet es längere Zeit, wobei die Schneefallgrenze durchaus bis in höhere Mittelgebirgslagen absinken könnte. Rückseitig schiebt sich ein Keil des Hochs im Nordwesten bis nach Norddeutschland, an dessen Südrand der Nordwind über der Mitte deutlich auffrischt und die kältere Luft bodennah schon weit nach Süden vordringen lässt. Damit ergibt sich eine stark geneigte Frontfläche mit Regen auf der kalten Seite. Im Norden gibt es nur an der See ein paar Schauer, sonst ist es wie im Süden trocken, aber bei niedrigeren Temperaturwerten. In der Nacht zum Freitag dringt die Kaltfront dann bis nach Süddeutschland vor, im Bergland der Mitte schneit es. Im Norden, unter dem Hochdruckkeil, gibt es bei mittlerweile -6°C in 850 hPa Strahlungsfrost. Am Samstag schwenkt ausgehend von dem Skandinavientrog ein Kurzwellentrog über Deutschland südostwärts. Rückseitig verstärkt sich der Hochdruckkeil und das Hoch bildet einen neuen Schwerpunkt über Schottland. Die Kaltfront zieht bis zu den Alpen durch, in Süddeutschland regnet und schneit es anfangs noch mäßig, später gibt es an den Alpen noch Stauschneefall. Rückseitig herrscht starkes Absinken und es ist oftmals sonnig. In der Nacht zum Montag lässt der Niederschlag an den Alpen nach, der Süden und die Mitte sind dann erheblich frostgefährdet. Im Norden, nördlich des Hochkeils frischt dagegen der Westwind auf und es ziehen wieder Wolken herein. Am Sonntag ändert sich die Lage nur wenig. Der Hochkeil liegt über Südwestdeutschland, dort liegt im Südwesten auch in 850 hPa wieder eine etwas mildere Luftmasse. In der ganzen Südwesthälfte ist allgemein Strahlungswetter zu erwarten. Im Nordosten ziehen Wolkenbänder mit etwas Regen durch, dort ist es niedertroposphärisch milder. Das macht sich vor allem in der Nacht zum Montag bemerkbar, in der es in der Südhälfte wieder frostig kalt werden dürfte. Am Montag ändert sich die Lage weiterhin nur wenig. Da aber der Schwerpunkt des Hochkeils zunehmend in Südosteuropa liegen soll, gewinnt die etwas mildere Luft im Südwesten wieder an Raum. Es bleibt also bei der kalten und hochdruckgeprägten Lage im Süden, aber es wird wieder etwas milder. Im Norden werden die Wolken und eventuelle Regenfälle wieder weiter nach Norden verlagert. In der erweiterten Mittelfrist gelangen wir auf die Vorderseite des ganz oben beschriebenen Langwellentrog, der allmählich nach Südwesteuropa vorandringt. Damit kommt es wieder zunehmend zu Tiefdruckeinfluss und es geraten wieder mildere und feuchte Luftmassen zu uns. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die letzten drei Läufe des IFS zeigen bis Samstag eine ähnliche Entwicklung. Allerdings wird das Vorankommen der Kaltfront unterschiedlich progressiv simuliert. So liegt nach dem jüngsten Lauf die Kaltfront am Samstagabend an den Alpen, nach dem gestrigen 12-UTC-Lauf über dem Alpenvorland und nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf über der südlichen Mitte. Nachfolgend setzt sich bei allen Läufen die Kaltfront bis zu den Alpen durch. Beim gestrigen 00-UTC-Lauf bleibt aber das Hoch weiter westlich und bei uns bleibt unter dem Trog die Kaltluft weiter erhalten, was in der Folge bei hochreichender Kaltluft und vielen Wolken eher den Berglandwinter zur Folge hätte. Nach den jüngeren Läufen setzt sich dagegen der Hochdruckeinfluss und von Südwesten die Milderung in der Höhe durch, was eine wolkenarme und stabile Lage mit kalten Frostnächten auch im Flachland zur Folge hätte. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Was machen die deterministischen Läufe der anderen Modelle mit der Luftmassengrenze? Betrachten wir dazu den Samstagabend, an dem nach IFS die Kaltfront an den Alpen liegen soll. Bei ICON und UK10 stößt die Kaltluft eher nach Osten vor, so dass die Front dann noch von Nordwest nach Südost über Deutschland verläuft. Bei GEM und GFS liegt sich noch über dem äußersten Norden. 36 Stunden später, am Montagmorgen, zeigt ICON eine ähnliche Lage wie IFS, nämlich viel Hochdruckeinfluss, dem aber insbesondere im Südwesten des Landes ein weniger intensiver Kaltluftvorstoß vorausging. GFS zeigt dagegen immer noch Tiefeinfluss bei uns, wobei am Rande des Hochs über dem Nordostatlantik dann ein neuer Kaltluftvorstoß einsetzt. Dieser soll sich dann im Laufe des Montags in ganz Deutschland durchsetzen und am Dienstag unter einem Höhentrog für nasskaltes Wetter sorgen. Sehr ähnlich ist die Entwicklung auch beim GEM. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Das Ensemble des IFS verteilt sich im Zeitraum von Samstag bis Montag auf zwei Cluster, die beide durchgehend dem Regime "Atlantic Ridge" angehören. C1 (35 Mitglieder mit Hauptlauf und Kontrolllauf) spiegelt dabei das Szenario des Hauptlaufs wider mit einem relativ flott nach Südosten durchschwenkenden Kurzwellentrog und nachfolgend hohem Geopotential bzw. Hochdruckeinfluss. C2 (16 Mitglieder) lässt dagegen den Trog etwas langsamer und nachhaltiger hereinschwenken. Damit würde der Kaltlufteinbruch etwas später erfolgen, dafür dann aber eher in eine nasskalte Witterung mit Berglandwinter münden. In der erweiterten Mittelfrist gibt es insgesamt 5 Cluster, die durchaus recht unterschiedliche Szenarien zeigen, so dass wir dieses Thema heute nicht breittreten möchten und uns lieber auf die Unsicherheiten bis Montag konzentrieren. Der Blick auf die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands ist aufschlussreich: Im Norden ist ein markanter Temperaturrückgang von Donnerstag bis Samstag zu sehen, wobei die Mehrheit des Ensembles dem Hauptlauf von +8°C bis -5°C in 850 hPa folgt. Der Trogdurchgang ist an einem kurzen Minimum des Geopotentials am Freitag abzulesen, dem ebenso die Mehrheit der Mitglieder folgt, um danach sogar noch etwas höher anzusteigen. Diese Entwicklung ist auch weiter im Süden zu sehen, allerdings steigt nachfolgend das Geopotential nicht noch höher als zuvor. Dafür stürzt in der Mitte und im Süden die Kurve der Temperatur des Hauptlaufs zum Samstag ziemlich einsam ab, die Mehrheit der Mitglieder zeigt ein nur langsames Abfallen der Temperatur. So zeigt auch die Mehrheit der Läufe Anfang nächster Woche in der Mitte Deutschlands noch um +5°C in 850 hPa. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass es Läufe gibt, die nächste Woche landesweit um 5-°C zeigen. Niederschlagssignale sind Donnerstag bis Samstag von Nord nach Süd zu finden, nächste Woche dann weniger. Die GFS-Rauchfahnen zeigen eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Nach dem Temperatur- und Potentialmaximum zum Donnerstag zeigen die Kurven der Ensembles in allen Regionen keinen Temperatursturz und Geopotentialeinbruch, sondern einen allmählichen Rückgang beider Kurven, wobei der Hauptlauf nahe am Ensemblemittel bleibt. Erst am Montag (im Norden) bis Mittwoch (im Süden) werden im Mittel in 850 hPa 0°C unterschritten. Allerdings fällt auf, dass der Temperaturrückgang sehr nachhaltig zu sein scheint, nur wenige Kurven steigen in der erweiterten Mittelfrist wieder deutlich an. Die Niederschlagssignale sind eher etwas üppiger als beim IFS. Fazit: Die Kaltluft lauert vor der Tür und es erscheint sehr wahrscheinlich, dass wir sie spätestens nächste Woche begrüßen dürfen. In den Sternen steht jedoch noch, wann genau wir sie begrüßen dürfen und ob es eher die zügige und hochdruckgeprägte Variante mit Frostnächten auch im Flachland wird, oder eher die langsamere troggeprägte Variante mit nasskühlem Wetter und Berglandwinter. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Der EFI zeigt zur Mitte der Woche ein deutliches Wärmesignal, ansonsten gibt es keine Hinweise auf ungewöhnliches Wetter. Auch der Blick in die Wahrscheinlichkeiten für markante Wetterereignisse ist für die kommende Woche nicht sehr ergiebig. Ein paar Dinge sollten aber nach Durchsicht der deterministischen Prognosen nicht ausgeschlossen werden. Dies sind: Einzelne stürmische Böen an der See. Im Zuge des Durchzugs der Kaltfront, möglicherweise am Freitag oder Samstag, sind durchaus mal 5 bis 10 cm Neuschnee in wenigen Stunden im höheren Bergland vorstellbar. Sollte die Front die Alpen erreichen, würde hierfür die Wahrscheinlichkeit steigen, auch mehr als 10 cm in Stunden wären da denkbar. Zuletzt müsste nach dem Szenario des IFS-Hauptlaufs durchaus ab der Nacht zum Sonntag teils mit mäßigem Frost in den Niederungen gerechnet werden, was zwar weder extrem noch markant warnwürdig ist, aber nach dem bisher milden Verlauf des Herbst doch etwas plötzlich kommt und erwähnenswert ist. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage MOS-MIX, IFS-EPS. Der IFS-Hauptlauf erscheint am Wochenende etwas zu kalt, er stellt eine Extremlösung dar. ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann*