S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Sonntag, den 14.09.2025 um 10.30 UTC Im Norden anfangs wechselhaft und windig. Von Süden Wetterberuhigung und zum Wochenende sommerlich warm. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 21.09.2025 Auch für die nun anstehende Mittelfrist vom Mittwoch, den 17. September bis zum Sonntag, den 21. September ergeben sich per Telekonnektion keine nennenswerten Einflüsse auf die europäische Ausgangslage, sodass bei schwacher MJO, negativer Impulsbilanz und fehlenden außertropischen Umwandlungen die neutral bis leicht positive NAO weiter andauert. Einzig eine deutliche Zunahme der PNA sorgt in der Folge per downstream development über dem nordatlantischen Sektor für eine retrograde Wellenverschiebung, sodass wir tendenziell wieder mehr in eine keilförderliche Trogvorderseite gelangen und aus dem positiven NAO-Muster herauskommen. Am Mittwoch dauert die progressiv aufgestellte high-index Grundströmung weiter an. Eine Kurzwelle passiert Norddeutschland ostwärts, liegt dabei aber entwicklungshemmend auf der antizyklonalen Seite des Höhenjets, könnte jedoch bei nur geringer zeitlicher Korrektur besonders die Nacht zum Donnerstag über vorübergehend noch etwas von einem sich abschwächenden rechten Einzug profitieren. Tagsüber erfolgt somit die Passage einer markanten Warmfront mit skaligen Niederschlägen von West nach Ost, die im Südwesten Deutschlands peripher einer umfangreichen Antizyklone über dem Mittelmeer gar nicht mehr ankommen, sodass dort der Mittwoch und die Nacht zum Donnerstag meist trocken verlaufen. Warnrelevant fallen die Mengen aber auch im am stärksten vom Niederschlag betroffenen Westen/Nordwesten nicht aus, wo 24 std. Mengen von 10 bis 20 l/qm erwartet werden. Am Donnerstag zieht die Kurzwelle zügig und unter Auffüllung über die Ostsee ostwärts ab und hinterlässt über dem Norden einen in der Hintergrundströmung parallel ausgerichteten/schleifenden Frontenzug, der bereits im Tagesverlauf von einer neuen Welle nordostwärts gedrückt wird. Diese Kurzwelle passiert tagsüber Irland/England und in den Nachtstunden zum Freitag die Deutsche Bucht/Dänemark ostwärts. Wiederholt fällt dabei im Norden Regen, zeitweise auch von längeren trockenen Phasen unterbrochen, doch diese Niederschläge fallen dank moderater Feuchte und unter einem Höhenkeil platziert über 24 Stunden aufsummiert mit 5 bis 10 l/qm überschaubar aus. Im Süden dominieren unter Hochdruckeinfluss trockene Verhältnisse. Zum Freitag und Samstag wird eine für diese Jahreszeit ungewöhnlich warme Luftmasse aus subtropischen Bereichen nach Deutschland advehiert, wobei die Temperaturwerte in 850 hPa im oberen Perzentilbereich bzw. regional auch über den Rekordwerten zur Hintergrundklimatologie für den Zeitraum liegen. Es werden Werten von 13 bis 21 Grad in 850 hPa von Nord nach Süd erwartet. Nachdem die letzte Frontalbewölkung aus Norddeutschland nordostwärts abgezogen ist würde sich mit dem Szenario ein sommerlicher, freundlicher und trockener Abschnitt einstellen, bevor ab der Nacht zum Sonntag eine Kaltfront mit Schauern und Gewittern auf den Westen Deutschlands übergreift. Die Kaltfront passiert Deutschland am Sonntag ost-/südostwärts, bringt besonders im Süden und Osten noch länger Regen, bevor postfrontal ein Schwall modifizierter Polarluft unter Abtrocknung freundliches, küstennah auch wechselhaftes Wetter beschert. Allerdings nehmen hier, wie auch in der erweiterten Mittelfrist, die Unsicherheiten rasch zu, sodass die Entwicklung am Sonntag noch als sehr unsicher einzustufen ist. Die Maxima starten am Mittwoch mit 17 bis 23 Grad zumeist im mäßig warmen Bereich, legen aber bis zum Ende der Woche von Südwest auf sommerliche Werte zu, sodass die Höchstwerte am Freitag meist zwischen 23 und 27 Grad zu verorten sind. Nur küstennah bleibt es mit rund 18 Grad kälter. Der Samstag könnte sogar noch eine Schippe sommerlicher ausfallen mit Maxima zwischen 25 und 30 Grad, bevor es in der Folge von Nordwesten wieder abkühlen könnte. Unsicher ist aber, wie rasch die Kaltfront südwärts vorankommt bzw. ob/wo sie über der Mitte ggf. ins Schleifen gerät, was maßgeblich von der Strömungsinteraktion mit den Alpen und ggf. Druckfall südlich der Alpen abhängt. Zudem ist noch unsicher, ob der sich von Westen nähernde Trog über/vor Westeuropa abtropft, oder nicht. Die Minima liegen zwischen 14 und 8 Grad. Der West- bis Südwestwind weht am Mittwoch und Donnerstag meist frisch bis stark, in orografisch bevorzugten Regionen besonders tagsüber auch stark böig (Bft 7) mit markanten Böen entlang der Küsten und im exponierten Bergland (Bft 8 oder 9). Auf dem Brocken sind am Mittwoch auch noch teils schwere Sturmböen Bft 10 nicht ausgeschlossen. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass die rasche Abfolge von Wellen mit geringer Amplitude das Windfeld stark beeinflussen, sodass z.B. am Mittwoch auch durch eine schwache Keilaufwölbung eine insgesamt schwächere Windsituation vorstellbar wäre. Dies hängt noch vom timing der Wellenpassagen ab, die noch mit Unsicherheiten behaftet ist. In der Folge Rückdrehen des Windes dominant aus eher südlicher bis südwestlicher Richtung und Abschwächung. Einzig entlang der Küsten sowie im exponierten Bergland noch Bft 7 oder 8 Böen nicht ausgeschlossen, wobei die ablandige Komponente an den Küsten zusätzlich hemmend wirken dürfte. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die jüngsten Läufe des IFS heben die Mittelfrist insgesamt gut hervor, wenngleich es bereits ab Donnerstag zu ersten Phasenunterschieden bei der Platzierung von Kurzwellen in der strammen Westströmung kommt. Zum Wochenende sorgt ein Keil für eine vorübergehende Wetterberuhigung. Die vorhandenen Unterschiede von Lauf zu Lauf wirken sich meist nur durch eine zeitliche Verschiebung möglicher Niederschlagsereignisse aus. Vom Grundtenor zeigen alle Läufe zunächst einen wechselhaften Beginn, bevor es zum kommenden Wochenende zu einer Wetterberuhigung kommt. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Innerhalb der internationalen Modellkette ergeben sich zunächst kaum gröbere Diskrepanzen. Diese wachsen zum Ende der Mittelfrist jedoch an und betreffen vor allem das Übergreifen des Langwellentroges zum Sonntag auf Mitteleuropa. IFS hebt eine progressivere Ostverlagerung vor, während GFS/ICON zurückhaltender agieren. Demnach würde der Sonntag abgesehen vom EZ besonders für den Süden und Osten noch trocken über die Bühne gehen. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Die Clusteranalyse beginnt mit drei Clustern und dem dominanten klimatologischen Regime der positiven NAO. Nach allen drei Clustern liegt Mitteleuropa peripher einer Antizyklone über dem westlichen/zentralen Mittelmeer in einer recht strammen Westströmung. Eingelagerte Impulse sorgen für eine wechselhafte Witterung. Von Donnerstag bis Samstag werden 6 Cluster mit dem dominanten klimatologischen Regime der positiven NAO angeboten. Die Zunahme der Unsicherheiten ist nicht verwunderlich, hantiert die Numerik doch mit einer nahe am Rekordwert liegenden warmen Luftmasse, die über Mitteluropa in Form eines umfangreichen Warmsektors eingebunden wird. Dadurch findet eine noch etwas unterschiedlich vorhergesagte Aufwölbung der Antizyklone über dem Mittelmeer statt, die Deutschland nach den meisten Lösungen direkt beeinflusst. Etwas unsicher ist auch, ob peripher der Keilachse Feuchte in den äußersten Nordwesten/Norden Deutschlands geführt werden kann. Ansonsten steht einem sommerlichen Einschub nach diesen Daten wenig im Weg. Zum Ende der Mittelfrist bis in die erweiterte Mittelfrist hinein heben drei Cluster eine allmähliche Umwandlung des bis dahin dominant zonal ausgerichteten Strömungsmusters hervor, das weiter verwellt und das klimatologische Regime in Richtung Blockierung/Atlantikrücken verschiebt. Die Platzierung der möglichen blockierenden Antizyklone wird besonders vom ersten Cluster fokussiert über der Nordsee/dem Europäischen Nordmeer gesehen, was die beiden anderen Cluster so nicht mittragen wollen. Egal welche der drei Lösungen man aber anschaut, es kommt zu einer Beruhigung der Wellenprogression mit noch erheblichen Unsicherheiten, wo die blockierenden Anomalien zum Liegen kommen. In der Folge weiter zunehmende Unsicherheiten. Die Meteogramme heben zunächst einen stetigen Stabilisierungs- und Erwärmungstrend hervor, wobei am Samstag auch die 30 Grad-Hitzemarke regional angepeilt werden kann. In der Folge deutet sich wieder wechselhaftes und kühleres Wetter an, wobei hier der Kontrolllauf jedoch deutlich am unteren Ende der Memberschar zu finden ist. Die Medianwerte des Ensembles liegen teils 4 bis 6 K über dem CNTRL Lauf. Dies ist auch innerhalb der Rauchfahnen auszumachen. Zum Freitag/Samstag erfolgt die maximale Zunahme der 850 hPa Temperaturwerte und des Geopotenzials, bevor in der Folge die Unsicherheiten dramatisch zunehmen. Der CNTRL Lauf liegt im unteren Ende der Memberschar und wird von einigen Membern gestützt. Der Großteil der Member liegt jedoch stark streuend darüber. Der Grund für diese Unsicherheiten liegt in der Handhabe des von Westen nahenden Langwellentroges, der ggf. versucht abzutropfen bzw. in der Frage, wie die Strömung mit den Alpen interagiert. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen WIND: Eingangs der Mittelfrist dominiert noch der West- bis Südwestwind das Warngeschehen. Besonders im exponierten Bergland sowie peripher der Küsten treten wiederholt markante Böen auf (Bft 8), wobei diese jedoch küstennah dank der teils ablandigen Windkomponente eher auf regionaler Ebene zu erwarten sind (z.B. Helgoland und Nordfriesland betreffend). Auf dem Brocken treten noch Sturmböen, am Mittwoch anfangs auch teils schwere Sturmböen Bft 9 bis 10 aus Südwest bis West auf. Am Freitag entlang der Küsten regional noch letzte Bft 8 Böen aus West, bevor in der Folge eine nachhaltige Beruhigung des Windes zu erwarten ist. Wie im Text schon beschrieben hängen optionale Windmaxima aber von der Passage mehrere Kurwellen ab, was je nach Timing die Schwerpunkte noch verschieben kann oder gar zu einer deutlich geringeren Windsituation führen kann (besonders bei einer etwas südlicheren Passage der Wellen). Der EFI "Böen" hebt diese Entwicklung mit rasch nachlassenden Hinweisen hervor. Ansonsten zeigt der EFI abgesehen von einer Zunahme der anormal hohen Temperaturwerte zum kommenden Wochenende keine weiteren Signale. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-ENS, GEFS, MOSMIX. ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy