SXEU31 DWAV 080800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 08.05.2024 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: GWL: Zum Donnerstag kurzzeitig BM (Brücke Mitteleuropa), danach HM (Hoch Mitteleuropa) THOMAS übernimmt - zunehmender Hochdruckeinfluss mit einigen Schwachstellen. Am Alpenrand bis in die Nacht zum Donnerstag noch Dauerregen. Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Mittwoch... befindet sich Deutschland am Rande einer umfangreichen Hochdruckzone namens THOMAS, die sich über tausende von Kilometern vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel über die Nordsee und Skandinavien bis hoch zum Nordpolarmeer erstreckt. Als Stütze dient ein veritabler, nach Norden zu aber schmal zusammenlaufender Höhenrücken, der von zahlreichen Trögen und Höhentiefs umzingelt ist. Das bringt aber weder das Hoch noch den Rücken aus der Ruhe, die straight ahead ihr Ding durchziehen und sich dabei - das ist vor dem Hintergrund des morgigen Feiertags eine gute Nachricht - zunehmend auch für deutsches Territorium interessieren. Bereits jetzt steigt der Luftdruck an und die Nachtaufstiege zeigen oberhalb der Bodeninversion eine oder teilweise auch zwei noch relativ schwach ausgeprägte Sperrschichten, die auf beginnendes Absinken hindeuten. Hinzu kommt, das mit der flauen nördlichen bis nordöstlichen Strömung eine Portion abgetrockneter maritimer Polarluft (Mittelding mP/xP; T850 0 bis +4°C) insbesondere in den Norden und Nordosten einströmt, so dass sich dort heute schon trotz einiger Restwolkenfelder aus der Nacht sowie tagesgangbedingter Quellungen häufig die Sonne durchsetzt und die Temperatur auf 16 bis 20°C ansteigt (nur direkt an der See bei auflandigem Wind bleibt es kühler). Dass der gute THOMAS noch nicht im ganzen Land Aktien erworben hat, wird nirgends so deutlich wie im Süden und Südosten. Erstens ist die Luft feuchter, zweitens greift das Absinken noch nicht wirklich, weil über der östlichen Mitte ein kleines Höhentief rumtaumelt und südlich der Alpen dicht bei Sardinien ein weiteres, größeres Höhentief zu finden ist. Zwar verlieren die beiden Exemplare im Tagesverlauf an Bedeutung (das kleine füllt sich auf, das große zieht südwärts ab), das reicht aber noch nicht aus, um die Wolkendecke zwischen Alpenrand und Oberfranken bzw. dem Vogtland nennenswert aufzubrechen. Stattdessen fällt hier und da noch etwas Regen, am meisten freilich direkt am Alpenrand sowie im angrenzenden Vorland, wo durch die nördliche Anströmung der Stau (also jetzt nicht der auf den Autobahnen) andauert. So wird es heute nach einer regenreichen Nacht (direkt am Alpenrand häufig 20 bis 40 l/m², vereinzelt sogar noch etwas mehr) weiter durchregnen, wobei nochmal 5 bis 15, in exponierten Staulagen um 20 l/m² innert 12 h dazukommen. Die gestern ausgegebene Dauerregenwarnung läuft noch bis kurz nach Mitternacht. Mit 8 bis maximal 14°C Höchsttemperatur hinken der Süden und Südosten den übrigen Regionen thermisch um einiges hinterher. Apropos übrige Regionen, im Übergangsbereich vom bedeckten Süden/Südosten hin zum heiteren Norden/Nordosten stellt sich heute ebenso wie im äußersten Westen eine unspektakuläre, weitgehend trockene Mischung aus Restwolken, neuen Quellwolken sowie einigen Auflockerungen oder gar sonnigen Abschnitten ein. Dabei fällt im Satellitenfilm ein schmaler Korridor ins Auge, der sich ausgehend von Niedersachsen über Ostwestfalen und Westhessen bis zur Südpfalz erstreckt. Dieser Streifen, ein regelrechter Sonnenstich, trennt die starke Bewölkung aus dem Südosten von tiefen, teils hochnebelartigen Wolken, die sich im Hoch unter der Inversion ausgebreitet haben und bis nach Westdeutschland reichen. Der Korridor wurde bereits gestern von den numerischen Verfahren, darunter auch MOS-Mix, hervorragend prognostiziert, was an dieser Stelle auch mal erwähnt werden sollte. In der Nacht zum Donnerstag setzen sich Druck- und Potenzialanstieg fort. Vor allem bei der Ausrichtung des Bodenhochs ist eine klare Tendenz zur Zonalisierung zu erkennen. So kippt die Divergenzachse im Uhrzeigersinn von einer Südwest-Nordoststellung mehr und mehr in eine West-Ostausrichtung. Schaut man sich die Windverteilung für morgen früh 06 UTC an, was schwer genug ist, weil aufgrund des fehlenden Gradienten kaum Wind vorhanden ist, findet man in den meisten Modellen ganz im Norden bereits west-südwestliche Fieder. Heißt nichts anderes, als dass die Divergenzachse das nördliche Norddeutschland erreicht hätte. Aber selbst wenn nicht, geht die Staulage im äußersten Süden kaputt, weil der niedertroposphärische Wind mehr und mehr auf Ost dreht. Außerdem entfernt sich das mediterrane Höhentief gen Tunesien respektive Golf von Gabes. Kurzum, die Regenfälle im äußerten Süden lassen bis zum Morgen immer mehr nach, so dass unter dem Strich nur noch punktuell 5 bis 10 l/m² zusammenkommen und die Warnung auslaufen kann. Im großen Rest der Nation lockern oder lösen sich die Wolken zusehends auf und es trocknet weiter ab, was in der Mitte sowie im Westen und Nordwesten das ein oder andere Nebelfeld aber nicht ausschließt. Ganz im Süden, wo die Grundschicht am feuchtesten ist, dürfte es für Nebel nicht reichen, da noch zu viel Restbewölkung vorhanden ist. Die Luft kühlt auf 9 bis 4, im Norden und Osten sowie in einigen Mittelgebirgen bis zu 2°C ab. Vor allem ost-nordöstlich von Weser und Werra muss - wenn auch nur für kurze Zeit - mit leichtem Frost in Bodennähe gerechnet werden. Donnerstag... (Christi Himmelfahrt) weitet sich der Höhenrücken zunehmend nach Osten aus. Gleichzeitig legt sich Hoch THOMAS über das ganze Land, was den Luftdruck auf etwas über 1025 hPa steigen lässt. Seine Ausdehnung reicht von UK/Irland bis hinüber zum nahen Osteuropa. Zur Mittagszeit verläuft die etwas diffus aufgestellte Divergenzachse (wie gesagt, der Wind gibt nicht viel her, weshalb auch der typische Richtungswechsel nur schwer bestimmbar ist) grob vom Niederrhein bis hinüber zum Vogtland. Wichtiger ist, dass sich im Vertikalprofil inzwischen eine eindeutige Absinkinversion abbildet, die bei 800 hPa (im Süden und Südosten etwas höher) verortet ist. Die Inversion deckelt eine labile Grundschicht, die in den meisten Regionen mittlerweile zwar abgetrocknet ist, trotzdem aber noch ausreichend Wasserdampf generieren kann, so dass sich mit dem Tagesgang Quellbewölkung bildet. Meist ergibt sich daraus ein ausflugsfreundlicher heiter bis wolkiger Wettercharakter, bei dem für ausreichend direkte Solarstrahlung gesorgt ist. Im äußersten Süden allerdings, wo die Grundschicht durch die vorherigen Regenfälle am stärksten durchfeuchtet ist, fallen die Wolken zeitweise dichter und die Einstrahlung entsprechend dünner aus. Auch im Nordwesten sowie im äußersten Norden ist der Wolkenanteils tendenziell höher, wobei neben Quellungen auch einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder an den Start gehen. Sie sind das Produkt einer Warmfront, die zu einem Tief über dem Nordmeer gehört und im Tagesverlauf den Süden Skandinaviens ostwärts passiert. Mit Hilfe der Einstrahlung kann sich die eingeflossene Polarluft (T850 am Abend 3 bis 7°C) gegenüber heute etwas erwärmen auf 17 bis 23°C. Nur direkt an der See, direkt an den Alpen und in höheren Mittelgebirgslagen hinkt das Thermometer naturgemäß etwas hinterher. In der Nacht zum Freitag tut sich nicht allzu viel in der hiesigen Atmosphäre. Unter dem breiten Rücken verschiebt sich das Bodenhoch geringfügig nach Süden, was den Nordosten an den Rand des antizyklonalen Geschehens bringt. Entsprechend macht sich dort die o.e. Warmfront mit mehrschichtiger Bewölkung, aber nur wenig oder überhaupt keinem Regen bemerkbar. In den übrigen Regionen lösen sich die Quellwolken vom Tage weitgehend auf, so dass die Nacht abgesehen von einigen hohen Wolken (vornehmlich Norden und Osten) klar verläuft. Bei Tiefsttemperaturen zwischen 11 und 3°C bildet sich hier und da Nebel. Freitag... verbleiben wir unter dem mächtigen Potenzialrücken, dessen Schwerpunkt über Frankreich zu finden ist. Trotzdem fällt der Luftdruck etwas (u.a. durch den Tagesgang getriggert), wodurch die 1025-hPa-Isobare weitgehend von der Bildfläche verschwindet. Allerdings tut sich über der südlichen Nordsee ein neuer Hochschwerpunkt mit etwas über 1025 hPa auf, so dass das gesamte Setup antizyklonal konturiert bleibt. Im Norden und Osten kommt der schwache bis kaum merkliche Wind aus Nordwesten, sonst aus Nord bis Ost. Die Inversion befindet sich weiterhin auf bzw. um 800 hPa. Darunter gelangt in den Norden und Nordosten, bedingt auch noch in den Osten eine etwas feuchtere Luft, die der Wolkenbildung förderlich ist. Hinzu kommt, dass die der Warmfront folgende Kaltfront kurzzeitig einen Abstecher an die Ostseeküste sowie das küstennahe Binnenland macht (später geht die Kaltfront in die Warmfront eines weit draußen auf dem Atlantik liegenden Tiefs über und verabschiedet sich somit bald wieder). Dabei werden etwas Regen oder Nieselregen produziert, die aber weder flächendeckend auftreten noch auch nur ansatzweise intensiv ausfallen. Während in Küstennähe 20°C nicht ganz erreicht werden, stehen sonst im Norden und Osten trotz Wolken 20 bis 23°C auf der Karte. In den übrigen Regionen (also dort, wo Nord- bis Ostwind vorherrscht) scheint einmal mehr die Sonne, die im Tagesverlauf von einigen Quellwolken der Marke Cu hum garniert wird. Dabei erwärmt sich die Luft auf 20 bis 25°C. Die Nacht zum Samstag bringt keine große Änderung, wenn man mal davon absieht, dass die Sonne untergeht. Im Norden und Osten ziehen mal mehr, mal weniger dichte Wolken durch, aus denen aber nur vereinzelt ein paar sporadische Tropfen fallen. Ansonsten verläuft die Nacht gering bewölkt oder klar mit einigen Nebelfeldern. Tiefstwerte 12 bis 5°C. Modellvergleich und -einschätzung -------------------------------------------------------------- Der Kurs ist eindeutig, die Modelle sind auf Konsens gebürstet. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Hoffmann