SXEU31 DWAV 121800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 12.11.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE: GWL: SW a -> HN z Im Norden Luftmassengrenze mit teils ergiebigem Regen, auf den Bergen mitunter stürmisch, sonst (noch) ruhig und teils außergewöhnlich mild. Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... reicht ein stark positiv geneigter Langwellentrog vom nahen Ostatlantik über das Nordmeer bis zur Barentssee. Während sein Südteil quasi-stationär vor den Toren Westeuropas verharrt, schwenkt der Nordteil nach Skandinavien und wird von einem kräftigen Kaltluftausbruch über dem Nordmeer genährt. Dabei reißt der Trog in der Mitte etwa über den Britischen Inseln auseinander. Flankiert wird der Trog von einem Rücken, der sich von Algerien bis ins östliche Mitteleuropa aufwölbt, und einem weiteren, der vom mittleren Nordatlantik bis nach Grönland ragt. Im Bodenfeld resultiert daraus eine klassische Vierdruckkonstellation: Dem sich über Skandinavien trogvorderseitig nordostwärts verlagernden und sich noch etwas vertiefenden Tief QUIRIN steht ein Hoch mit Kern über der Irmingersee zur Seite. Den Beiden gegenüber steht das quasi-stationäre Cut-Off-Tief PEPE (int. CLAUDIA) über dem Ostatlantik und Hoch WENKE über Südosteuropa. Die Frontalzone zwischen Tief QUIRIN und PEPE gelangt dabei in ein Deformationsfeld und unterliegt zunehmender Frontogenese, wobei der Sattelpunkt zunächst etwa über der Nordsee liegt. Vor allem in deren Umfeld verschärfen sich die Temperaturgegensätze deutlich. In Deutschland merkt man von der sich anbahnenden Grenzwetterlage zunächst aber noch wenig. Wir liegen zwischen Trog und Rücken unter einer antizyklonal konturierten südwestlichen Höhenströmung. Vor allem niedertroposphärisch hält die kräftige WLA an und die Temperaturen in 850 hPa steigen auf außergewöhnlich hohe Werte zwischen 9 und 15 °C. Die Absinkinversion hat vielfach Bodenniveau erreicht, lediglich in Süddeutschland ist die feuchte Grenzschicht noch ein klein wenig mächtiger, sodass sich bevorzugt dort in der Nacht wieder gebietsweise Nebelfelder bilden. Ansonsten verläuft die Nacht - wenn man die teils dichtere und ausgedehnte Zirrusbewölkung ausblendet - wolkenarm. Nur der äußerste Norden und Nordwesten gelangt bereits in die Nähe der Frontalzone in den Zustrom hochreichend feuchterer Luft. Aus teils starker Bewölkung kann es vereinzelt ein paar Tropfen Regen geben. Unter den Wolken im Norden sowie am Nordrand der Mittelgebirge sinkt das Quecksilber teils nicht unter die 10-Grad-Marke, derweil stellt sich in den Tal- und Muldenlagen Süddeutschlands mitunter wieder leichter Frost ein. Der Gradient verschärft sich vor allem über der Nordwesthälfte Deutschlands, was sich in der Nacht aber ausschließlich auf exponierten Berggipfeln bemerkbar macht (teils Bft 8, Fichtelberg Bft 9, Brocken Bft 10...). Donnerstag ... nimmt das Viererdruckfeld weiter Form an. Das hochreichende Cut-Off-Tief PEPE bleibt weiterhin stationär vor den Toren Westeuropas, sein Kompagnon, Tief QUIRIN, verlagert sich nach Karelien. Das Hoch über Irmingersee kräftig sich und weitet sich aufgrund kräftiger KLA bis zur Nordsee aus, während das Hoch WENKE über Südosteuropa eher ein diffuser Geselle bleibt. Die zwischen PEPE und QUINTIN verlaufende Frontalzone verbleibt innerhalb des frontogenetisch wirkenden Deformationsfeldes, wobei der Sattelpunkt über Nordsee durch das sich nach Süden ausweitende Hoch nach Süden gedrückt wird. Der sich besonders scharf ausprägende Abschnitt der Frontalzone greift demnach im Tagesverlauf auf den Norden und Nordwesten Deutschlands über. Die Temperaturen auf 850 hPa sinken über der Nordsee bereits auf 2 °C ab, über der Mitte liegen sie noch bei um 10 °C, im Süden bei 15 °C. In der eher glatt konturierten südwestlichen Höhenströmung ist zwar mit keinem nennenswerten Hebungsimpuls zu rechnen, die Querzirkulation nimmt aber immer mehr an Fahrt auf und sorgt im Zusammenspiel mit einem stark konvergenten Windfeld (Windsprung von Südwest auf Nord) dann doch zunehmend für Hebung. Somit kommt vor allem in der zweiten Tageshälfte leichter Regen auf, der voraussichtlich einen Streifen vom Ems- und Münsterland bis in den Hamburger Raum erfasst. Im Rest des Landes setzt sich das ruhige Wetter fort. Da die Absinkinversion im Süden noch etwas nach unten gedrückt wird, dürften sich die Nebelfelder selbst in den Flussniederungen durch Entrainment trockener Luft bis zum frühen Nachmittag meist aufgelöst haben, sodass verbreitet die Sonne scheint. Allerdings dürfte der Sonnenschein durch ausgedehnte Zirrusfelder und eine ordentliche Portion Saharastaub recht milchig erscheinen. Dies könnte dann auch die (z. B. von MOS-Mix) anvisierten Höchstwerte um 1-2 K drücken. Zumindest in den mittleren Lagen und an den Nordrändern der Mittelgebirge, wo sich die warme Luft effektiv bis zum Boden durchsetzen kann, dürfte die 20-Grad-Marke dennoch örtlich knapp überschritten werden. Ob es die rekordverdächtigen 22-23 °C werden (so z. B. für Teile des Schwarzwaldes, Oberrheins und des föhnigen Alpenrandes simuliert) ist aber aus oben genannten Gründen fraglich. Über der Nordhälfte bleibt ein mäßiger Gradient bestehen, der erst zum Abend langsam auffächert. In der eher stabilen Schichtung macht sich das vornehmlich im Bergland bemerkbar (Kammlagen Bft 8, exponierte Gipfel Bft 9, Brocken Bft 10). Eventuell reicht es auch in einigen Leelagen mal für eine einzelne Böe Bft 7, genauso wie im Nordseeumfeld. In der Nacht zum Freitag verschärfen sich die Temperaturgegensätze entlang der über der Norddeutschen Tiefebene wieder stationär werdenden Luftmassengrenze. Auf 850 hPa erreicht die 0-Grad-Isotherme den Norden Schleswig-Holsteins, auf Höhe Harz sind es noch 10 °C, im Süden weiter um 15 °C. Damit nimmt der Hebungsimpuls durch die Querzirkulation weiter zu, auch ein konvergentes Windfeld ist weiter deutlich auszumachen. Der nun zunehmend mäßig ausfallende Regen weitet sich auf ein Gebiet vom Ems- und Münsterland bis nach Vorpommern und zur Uckermark aus. In den westlichen Gebieten können gebietsweise 10-20 l/m² in 12 Stunden zusammenkommen. Während es postfrontal im äußersten Norden wieder auflockert und der Regen nachlässt, verläuft die Nacht in der Südhälfte durchweg trocken und teils wolkig, teils klar. Vereinzelt kann sich vor allem im Süden wieder Nebel bilden. Südlich der Donau und im Bayerwald stellt sich stellenweise leichter Frost ein, im Westen liegen die Tiefstwerte verbreitet um oder über 10 °C. Der Gradient fächert zwar weiter auf, insbesondere auf exponierten Gipfeln sind anfangs aber noch Böen Bft 8-9 möglich. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC Freitag ... keine signifikanten Änderungen zur Frühübersicht. Mäßiger, anhaltender Regen entlang der quasi-stationären Luftmassengrenze über dem Norden. Dabei im 48-stündigen Zeitraum regional warnwürdige Mengen nicht ausgeschlossen (40-60 l/m²), Schwerpunkt voraussichtlich Niedersachen/nördliches NRW. Nach Süden zu (noch) ruhig und weiter sehr mild. Auf den Bergen wieder zunehmend stürmisch, an der Nordsee Böen Bft 7-8 aus Ost, Alpen Föhn. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Die Modelle rechnen die großräumige Entwicklung sehr ähnlich. Die genaue Position der Luftmassengrenze sowie die damit verbundenen Niederschlagsmengen variieren allerdings von Modell zu Modell und von Lauf zu Lauf noch etwas. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Adrian Leyser Sturm