SXEU31 DWAV 180800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 18.04.2024 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: Nz Insgesamt wechselhaftes und kühle Aprilwetter. Heute im Allgäu oberhalb 1000 m örtlich markanter Neuschnee. Am Freitag im Nordwesten, Westen und Süden exponiert stürmische Böen, auf den Bergen teils schwere Sturmböen. Im Schwarzwald geringe Wahrscheinlichkeit für Dauerregen. In den Alpen ab dem Nachmittag oberhalb 800 bis 1000 m wieder aufkommender Schneefall, die teils bis in die Nacht zum Sonntag andauern. In Staulagen örtlich markante Neuschneemengen. Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Donnerstag... Deutschland liegt im Einflussbereich eines Höhentroges, dessen Achse von einem (Rand-)Höhentief bei Stockholm über Sachsen und das nördliche Süddeutschland bis nach Ostfrankreich reicht, wo ein kleines Höhentief liegt. Bis zum Abend verlagert sich die Achse nach Polen, zu den Ostalpen und nach Korsika. Im Osten und Nordosten Deutschlands folgen zwei schwache Randtröge nach, die teils auch an schwache Bodentröge gekoppelt sind. So gibt es heute im Süden in der Nähe der Haupttrogachse im Tagesverlauf die labilsten Bedingungen mit lokalen Schauern und einzelnen Gewittern der ´Marke´ Kaltluftgewitter. Die Zutaten hierfür sind nur geringe Cape-ML-Werte um 50 J/Kg, PPWs um 10 mm bei geringer Scherung. So kann es bei Temperaturen in 850 hPa um -3 Grad einige Einzelzellen geben mit Graupel und Schnee bis ins mittlere Bergland. Böen werden eher im Bereich unter 60 km/h erwartet. Im Osten und Nordosten gibt es zwar auch ähnliche Cape-Werte, doch hier reichen die Schauer wahrscheinlich nicht ganz so hoch, so dass Gewitter nur gering wahrscheinlich sind. Im Westen und Nordwesten stabilisiert die Schichtung durch einen im Tagesverlauf heranschwenkenden Höhenkeil, so dass sich zwischen 700 und 750 hPa eine Absinkinversion bildet. Hier gibt es kaum noch Schauer. Vormittags gibt es im Norden und Osten noch einiges an Sonnenschein, ansonsten überwiegen die Wolken. In den Alpen kommen oberhalb 800 bis 1000 m noch einige Zentimeter Neuschnee zusammen, in höheren Staulagen auch über 10 cm. Die Höchstwerte liegen im Süden meist nur zwischen 7 und 10 Grad, in der Mitte und im Norden erreichen sie meist 10 bis 13 Grad. Der Wind ist heute meist nur schwach bis mäßig, in Böen frisch aus West bis Nordwest unterwegs. In der Nacht zum Freitag werden der flache Rücken nebst zugehörigen Zwischenhochkeil schon wieder von Nordwesten zyklonal attackiert, wodurch sie nach Süden abwandern. Dort, also in Süddeutschland, hat das zur Folge, dass sich die Niederschläge bis zum Morgen in die Alpen zurückziehen, so dass die Schneefallwarnung in den Alpen planmäßig um Mitternacht auslaufen kann. Darüber hinaus lockert die Wolkendecke von Norden her auf, was Teilen Bayerns und Baden-Württembergs Temperaturen um den Gefrierpunkt respektive örtlich leichten Luftfrost bringt. Ansonsten gilt es den Blick Richtung Nordsee zu richten, wo sich Tief ANNINA bis zum Morgen auf unter 1000 hPa vertieft und vor der Westküste Dänemarks aufschlägt. Sein komplettes Frontensystem sorgt im Westen und Norden für den klassischen Aufzug (durch WLA) mehrschichtiger Bewölkung mit nachfolgendem flächigem Regen. Gebietsweise fallen 4 bis 10 l/m² innerhalb einiger Stunden, direkt an der Nordsee stellenweise auch etwas mehr. Außerdem frischt der auf Südwest rückdrehende Wind zunächst auf und an der Deutschen Bucht, gegen Morgen dann auch im nordwestdeutschen Binnenland böig auf (7 Bft, Küste, offene See sowie Brocken 8 Bft, ganz vereinzelt 9 Bft). Dass es unter der Aufzugsbewölkung frostfrei bleibt, ist evident. Außerdem sollte erwähnt werden, dass im Rothaargebirge und im Harz in den Frühstunden die Schneefallgrenze nur bei 500 m liegt mit entsprechender Glättegefahr in Höhenlagen darüber. Freitag... zieht das Tief unter langsamer Abschwächung südostwärts über Süddänemark und Schleswig-Holstein bis nach Südwestmecklenburg. Nicht nur an der Kaltfront befindet sich ein Bodentrog, sondern auch an der ´herumgeholten Okklusion´ auf der Westseite des Tiefs, wobei dieser Trog in der 2. Tageshälfte auf Norddeutschland übergreift. Auch in der Höhe lässt sich deutlich ein Randtrog detektieren, der von der Nordsee in die Rückseite des Haupttrogs schwenkt, um ihn zu regenerieren. Abends erstreckt sich seine Achse dann von der Ostsee nach Rheinland-Pfalz. Das zusehends vollokkludierte Frontensystem überquert Deutschland süd-südostwärts. Die stratiformen Niederschläge, die oberhalb 700 bis 1000 m als Schnee fallen, breiten sich bis zum Abend bis zu den Alpen aus und gehen postfrontal nahtlos in Schauer und vereinzelte Gewitter über. So steigt die Temperatur in der Höhe nur kurzzeitig etwas an (T850 um -1°C, T500 etwas wärmer als -30°C), bevor mit dem o. e. Randtrog ein neuer Schwall Höhenkaltluft (T500 unter -30°C) die Nordhälfte Deutschlands erfasst. Als ob das nicht alles schon genug wäre, frischt zudem auch noch der Wind stark böig auf (präfrontal aus Südwest, hinter der Front auf West bis Nordwest drehend). Mit Ausnahme des Nordostens (Nähe zum Tiefkern) muss vielerorts mit Böen 7 Bft, in freien Lagen sowie im Alpenvorland (Leitplankeneffekt) 8 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen 9 bis 10 Bft gerechnet werden. Mit maximal 7 bis 12 Grad (höheres Bergland kälter) bleibt es ziemlich frisch. In der Nacht zum Samstag zieht das Tief zwar nach Polen ab, dafür überquert uns der oben erwähnte Bodentrog von Nord nach Süd. Dabei kommt es zu weiteren schauerartigen Niederschlägen, die oberhalb 500 bis 800 m als Schnee fallen. In den Alpen stellt sich für einige Stunden erneut eine Staulage ein, die oberhalb 800 bis 1000 m länger andauernden Schneefall zwischen 5 und 10 cm, im Hochgebirge auch mehr bringt. Außerdem simulieren ICON-EU, GFS und UK10 im Schwarzwald und im Allgäu in Staulagen Dauerregenmengen üebr 30 l/qm in 24 Stunden bis Samstagfrüh. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist nach CosmoLEPS und ICON-EU-EPS nur gering und im Allgäu ist der Schneeanteil zu groß. Der Wind (im Süden aus westlichen, sonst auf nördliche Richtungen drehend) lässt im Binnenland zwar wieder nach, setzt mit konvektiver Unterstützung aber den einen oder anderen Nadelstich (7 Bft, höhere Lagen 8-9 Bft). An der See frischt der auf Nord bis Nordost rechtdrehende Wind vorübergehend stark auf. UK10 und bedingt auch Mos zeigen sogar einzelne stürmische Böen. Samstag... zieht das Tief unter Auffüllung weiter in den Grenzbereich Weißrussland/Polen. Der zum nahen östlichen und südöstlichen Mitteleuropa schwenkende Haupttrog wird durch einen von Südskandinavien nach Süden schwenkenden Randtrog bei uns regeneriert. Dabei wird in der Höhe noch etwas kältere Luft herangeführt mit Temperaturen in 500 hPa zwischen -30 Grad im Westen und -35 Grad an der Kieler Bucht am Abend. In 850 hPa wirkt die KLA der Tageserwärmung entgegen, so dass die Temperaturen am Tage recht konstant zwischen -7 Grad bei Rügen und -3 Grad im Südwesten liegen. Derweil dehnt sich der atlantische Höhenkeil weiter nach Norden bis weit zum Nordmeer aus, so dass über der Nordsee eine kräftige nördliche Höhenströmung resultiert. Durch den Keil wird das kräftige steuernde Hoch bei Irland gestützt. Der Druck steigt zwar durch die KLA von Westen her, jedoch sorgt die Zyklonalität in der Höhe weiterhin für Schauerwetter, wobei die Schauer allerdings nicht besonders kräftig ausfallen dürften. Die simulierten Niederschlagsmengen liegen 12stg. meist nur zwischen 1 und 6 l/qm, in den Staulagen im Süden sowie im Erzgebirge zwischen 5 und 10 l/qm, in den Alpen auch zwischen 10 und 15 l/qm. Die Schneefallgrenze pendelt sich auf rund 600 m, im Südwesten auf 800 m ein. Schnee dürfte nennenswert in den Mittelgebirgen ab 800 m, in den Alpen ab 1000 m liegen bleiben. Dort fallen somit weiterhin markante Neuschneemengen. In der Nacht zum Sonntag beeinflusst ein erster Randtrog den Süden und ein 2. Randtrog greift auf den Norden Deutschlands über. So dauern die Schauer im Nordwesten, im Mittelgebirgsraum und im Süden wohl noch an. Bei noch etwas sinkenden Temperaturen in 850 hPa sinkt die Schneefallgrenze auf rund 400 Meter. Vielleicht kann es am Nordrand der Mittelgebirge sogar bis fast ganz runter schneien bei mäßiger Intensität. In den Alpen können nochmals 5 bis 10 cm Neuschnee dazu kommen. So könnte von morgen Nachmittag bis Sonntagmorgen oberhalb 1000 bis 1200 m eine markante Neuschneewarnung mit Gesamtneuschneemengen zwischen 20 und 50 cm ausgegeben werden! Nach Osten und Nordosten hin wird (abgesehen vom Ostseeküstenbereich) kaum noch Niederschlag simuliert, denn hier strömt trockenere Luft ein. Hier gibt es ähnlich wie in den Mittelgebirgen häufig leichten Frost zwischen 0 und -3 Grad, im Erzgebirge und im Bayerischen Wald auch um -5 Grad. Sonst liegen die Tiefstwerte zwischen +3 und -1 Grad. Vor allem im Bergland oberhalb 400 m werden die Straßen glatt. Modellvergleich und -einschätzung -------------------------------------------------------------- Die externen Modelle simulieren die kühle Nordlage recht ähnlich. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Olaf Pels Leusden