SXEU31 DWAV 200800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 20.11.2025 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: GWL: TrM Leicht unbeständig und nasskalt mit etwas Schnee und Glätte bis in tiefe Lagen, am Freitag und Samstag Zwischenhocheinfluss. In den Nächten verbreitet Frost, im Bergland über Schnee ab der Nacht zum Samstag auch streng. Samstag an der Nordsee exponiert stürmische Böen. Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Donnerstag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines von der Barentssee inzwischen bis nach Südwesteuropa reichenden Langwellentroges. Dessen Hauptachse ist zwar im Begriff, auf das Vorhersagegebiet übergegriffen, insgesamt wird der Trog durch beständige KLA und entsprechend durch an seiner Westflanke südwärts geführte Randtröge immer wieder regeneriert, wodurch er in seiner Progression deutlich eingebremst wird, stattdessen aber noch weiter Richtung westlichen Mittelmeerraum und Nordafrika amplifiziert. Dennoch geraten wir zunehmend in den Kernbereich des Troges mit sehr höhenkalter Luft; in 500 hPa sinkt die Temperatur bis zum Abend auf Werte zwischen -32 Grad über dem Südosten und -39 Grad über dem Nordwesten. Im Bodenfeld verlagert sich das auf der Trogvorderseite gelegene Tief "TALAT" mit Kern aktuell bei Rügen bis zum Abend langsam weiter ins Seegebiet südlich von Gotland. Rückseitig hat bereits bis zum Mittag ein Bodentrog samt eingelagerter Kaltfront das gesamte Vorhersagegebiet südostwärts überquert, dabei wird von Norden her landesweit inzwischen modifizierte und auf ihrem Weg über das Nordmeer bzw. die Nordsee erwärmte maritime Arktikluft advehiert mit T850 hPa zwischen -5 und -8 Grad. Gekoppelt an einen weiteren kurzwelligen Troganteil kann sich aus einem Bodentrog über der Nordsee ein weiteres kleinräumiges Tief etablieren und zieht bis zum Abend vor die niederländische/belgische Nordseeküste. Zwischen beide Tiefs schiebt sich ein flacher Hochkeil ins Vorhersagegebiet. Vor allem an der Nord- und Westflanke des Tiefs gibt es aktuell von der östlichen Mitte bis in den Nordosten noch teils anhaltende, aber meist nur leichte Niederschläge, die - je nach Intensität - teils bis in tiefe Lagen als Schnee fallen. Stellenweise hat sich eine dünne Nassschneedecke von wenigen Zentimetern ausgebildet. Im Bergland fällt durchwegs Schnee, in Braunlage ist die Schneedecke von gestern Abend 6 cm inzwischen auf 20 cm angewachsen. Auch entlang von Bodentrog bzw. Kaltfront sowie vorderseitig in Südostbayern gibt es derzeit noch Niederschläge, teils in Schauerform und oft bis in tiefe Lagen als Schnee oder Schneeregen. Diese ziehen bis zum Mittag/frühen Nachmittag südostwärts ab, bis dahin kann es vor allem im Bergland (Schneefallgrenze je nach Intensität meist zwischen 200 und 400 m) sowie im Alpenvorland bzw. an den Alpen noch ein paar Zentimeter Neuschnee geben. Mit Abzug des Tiefs frischt an der Ostsee der Wind aus Nord auf und dreht allmählich auf Nordwest. Dabei ist mit steifen, exponiert (Rügen, Hiddensee) auch mit stürmischen Böen zu rechnen. Aufgrund der langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit des Tiefs dauern diese vor allem entlang der vorpommerschen Küste noch bis in die kommende Nacht hinein an. Auch im Süden/Südwesten ist der Wind präfrontal aufgefrischt, vor allem in den Gipfellagen. Dort nimmt der Wind mit Passage des Troges aber bereits am Vormittag rasch ab. Rückseitig der Front kommt es zu einer raschen Wetterberuhigung, lediglich ganz im Nordosten und Osten sowie in den ostbayerischen Mittelgebirgen kann es bis zum Abend noch einzelne Schauer - an der Ostsee teils Regen, Teils Graupel oder Schnee, sonst meist Schnee - geben. Diese fallen aber nur noch wenig ergiebig aus. Bereits aktuell ist es vor allem im Nordwesten und Westen - auch mit Unterstützung durch den bis dorthin durchaus wirksamen Skandenföhn - teils gering bewölkt. Die Luftmasse postfrontal ist zwar hochreichend labil geschichtet, zeichnet sich aber aufgrund ihrer arktischen Herkunft durch einen sehr limitierten Feuchtegehalt aus (PPWs teilweise nur um 5 mm), was Konvektion zunächst vielerorts unterbindet. Die Auflockerungen kommen noch etwas nach Osten voran, vor allem von Schleswig-Holstein über weite Teile Niedersachsens (Norden, Westen, Mitte) bis nach Westfalen steht gebietsweise ein recht sonniger Tag ins Haus und es bleibt trocken. Auch sonst entwickeln sich postfrontal zunächst nur wenige unergiebige Schauer, am ehesten im Südwesten und Süden. Diese bringen in höheren Lagen maximal ein paar Zentimeter Neuschnee. Erst zum Abend hin - mit Annäherung des bereits oben erwähnten kurzwelligen Troganteils samt Tief über der Nordsee - nimmt die Schaueraktivität im Südwesten wieder zu und es kann auch im äußersten Westen mal einen Schauer, teils Schnee oder Graupel, teils Regen, geben. Ein kurzes Gewitter ist dann ebenfalls nicht ausgeschlossen. Die einströmende Luftmasse ist noch gut durchmischt, entsprechend steigen die Temperaturen in den Niederungen auf Höchstwerte zwischen 1 und 5 Grad, am Rhein und an der Nordsee auch knapp darüber. Im Bergland, oberhalb von etwa 600 bis 800 m, gibt es leichten Dauerfrost. In der Nacht zum Freitag tropft ein Teil des Langwellentroges über Südfrankreich aus, wodurch der Langwellentrog insgesamt nicht weiter nach Osten vorankommt und wir in dessen Einflussbereich bei allerdings einsetzendem Geopotenzialgewinn (der Resttrog zieht sich nach Norden zurück). Der kleinräumige Troganteil über der Nordsee kommt langsam südostwärts voran, löst sich aber allmählich auf, das korrespondierende Bodentief füllt sich irgendwo über Nordfrankreich ebenfalls auf. In dessen Peripherie kann es vor allem im Westen und Südwesten einzelne kurze Schneeregen-, Schnee und Graupelschauer geben, selbst ein kurzes Gewitter kann nicht ausgeschlossen werden. Insgesamt bleiben die Schauer dort aber so wenig ergiebig, dass es hier und da zwar Glätte durch Schnee/Schneematsch geben kann, aber auch im Bergland für keine nennenswerte Neuschneeauflage reicht. Schauer gibt es auch noch im Bereich des abziehenden Bodentroges von Tief "TALAT" (das weiterhin nur langsam nordostwärts zieht) im äußersten Nordosten, auch dort kann dadurch gebietsweise Glätte auftreten, für Rügen simuliert insbesondere das I-D2 durch Lake Effekt eine ausgeprägte Schauerstraße in der ersten Nachthälfte (über 10 l/m² in 6 Stunden). Im Falle deren Auftretens kann es dann kleinräumig durchaus Schneemengen von über 5 cm in kurzer Zeit geben. Der Wind an der vorpommerschen Ostseeküste nimmt langsam weiter ab und ist irgendwann (außer vielleicht noch auf Rügen) nicht mehr warnrelevant. Auch an den Alpen und im südlichen Alpenvorland fällt noch etwas Schnee. Diese resultieren aus der Zyklogenese südlich der Alpen, über Italien, an dessen Nordflanke leichte Aufgleitniederschläge über die Alpen nordwärts ausgreifen. 1 bis 5 cm Neuschnee, direkt am Alpenrand auch etwas mehr, sind dabei durchaus möglich. Interessant gestaltet sich aber die Wetterentwicklung im Bereich der ostfriesischen Nordseeküste. Dort soll sich nach Lesart des I-D2 eine Konvergenz etablieren (Nordwind über der See, Westwind im angrenzenden Binnenland. Mit der dadurch sich aufbauenden Feuchteflusskonvergenz kommt es vor allem in den unteren Schichten über dem relativ warmen Nordseewasser zu einer Feuchteanreicherung. Die Folge sind gar nicht so unergiebige Schauer, die auf den Inseln teils als Schnee oder Graupel fallen, im angrenzenden Binnenland überwiegend. Auch ein kurzes Gewitter ist nicht ausgeschlossen. Dabei können kleinräumig durchaus mal einige Zentimeter, im "Extremfall" auch über 5 cm in kurzer Zeit fallen. Die Entwicklung ist aber noch unsicher und andere Konvektion erlaubenden Modelle ziehen da nicht so wirklich mit. Im großen Rest des Landes klart der Himmel dagegen teilweise auf. Verbreitet tritt dann leichter, gebietsweise auch mäßiger Frost auf, hier und da kann es glatt werden. Frostfrei bleibt es dagegen meist an den Küsten und stellenweise auch am Rhein. Freitag... zieht das Cut-Off-Tief von Südfrankreich allmählich ins Ligurische Meer, während das nördliche Trogresiduum über dem nördlichen Mitteleuropa nun doch etwas nach Osten vorankommt. Verantwortlich für diese Progression ist ein Höhenrücken, der - gestützt durch kräftige WLA vorderseitig eines Richtung Island gerichteten Trogvorstoßes - von Nordwesten her auf die Nordsee übergreift. Dieser wiederum stützt einen Bodenhochkeil, der sich von Frankreich und Belgien her auf den Süden und vor allem auf die Mitte des Landes ausweitet. Somit stellt sich in weiten Teilen des Landes durch Absinken eine deutliche Wetterberuhigung ein. Die letzten Schauer im Westen und Südwesten klingen ab und vor allem in der Mitte sowie in Teilen Norddeutschlands scheint bei nur flacher Quellbewölkung oft die Sonne. Im Süden halten sich dagegen noch dichte Wolkenfelder, die aus den Aufgleitprozessen an der Nordflanke des Tiefs über Italien resultieren. An den Alpen und im angrenzenden Alpenvorland kann es weiterhin leicht schneien ohne markante Mengen. An der Nordflanke des Hochs dauert allerdings die Advektion bodennah feuchterer Luftmassen im äußersten Norden an. Vor allem über den warmen Küstengewässern - insbesondere über dem Südteil der Deutschen Bucht und im angrenzenden Küstengebiet zusätzlich gestützt durch eine sich in der zweiten Tageshälfte erneut vorübergehend verstärkenden flachen Bodenkonvergenz - entwickeln sich Schneeregen-, Schnee- und Graupelschauer, ein kurzes Gewitter ist nicht ganz ausgeschlossen. Durch Schneematsch kann es dort örtlich Glätte geben. Allgemein steht ein recht kalter Tag ins Haus. Die Höchsttemperaturen erreichen meist nur Werte zwischen 0 und 4 Grad, lediglich an Nordseeküstenabschnitten mit auflandigem Wind wird es etwas milder. Dauerfrost gibt es im Bergland oberhalb von etwa 400 bis 600 m sowie unter der dichten Bewölkung in Teilen Süddeutschlands. In der Nacht zum Samstag weitet sich der Höhentrog über dem Nordatlantik Richtung Norwegische See aus, so dass der Höhenrücken nach Süden abgedrängt wird und morgens auf Norddeutschland übergreift. Im Bodenfeld kann sich die inzwischen von den Azoren über Frankreich bis ins östliche Mitteleuropa reichende Hochdruckzone weiter verstärken, wobei deren Achse allmählich von den mittleren Landesteilen in die Südhälfte des Landes abgedrängt wird. Somit kommen auch an den Alpen die Schneefälle zum Erliegen. An der Nordflanke des Hochs dauert die Advektion feuchterer Luft in den äußersten Norden weiter an, an den Küsten, insbesondere an der Nordsee, sowie im angrenzenden Binnenland gibt es weitere Schauer, die auf den Inseln inzwischen meist wieder als Regen, landeinwärts aber teilweise als Schnee fallen. Während es auf den Inseln bei auflandigem Wind frostfrei bleibt, kann es im angrenzenden Binnenland, vor allem, wenn zwischen den Schauern die Wolken auflockern, gebietsweise leichten Frost geben. Entsprechend besteht dann Glättegefahr durch Überfrieren. Mit der Südverlagerung des Hochs verschärft sich zudem der Gradient an den Küsten und der Wind dreht zurück auf West, an der Nordsee später Südwest. Vor allem dort kann es ausgangs der Nacht erste steife Böen (Bft 7) geben. Im Rest des Landes bleibt es unter Hochdruckeinfluss teils gering bewölkt, lediglich im Süden hält sich noch dichte Bewölkung. Verbreitet gibt es Frost, bei klarem Himmel auch mäßigen, in einigen Mittelgebirgstälern über Schnee ist auch strenger Frost möglich. Samstag... schwenkt der an Wellenlänge verlierende Höhenrücken bzw. -keil ins Vorhersagegebiet, während die Strömung weiter nördlich beginnt zu zonalisieren. Darin eingebettet, greifen von Nordwesten her erste Randtröge auf die Britischen Inseln und zum Abend hin auch auf die westliche Nordsee über. Somit verlagert sich die korrespondierende Hochdruckzone im Bodenfeld allmählich ostsüdostwärts, bleibt aber robust. Deren Achse verläuft inzwischen über Süddeutschland hinweg ostnordostwärts. Vorderseitig des Troges greift ein erstes Frontensystem im Tagesverlauf von Nordwesten her auf die Nordsee über, gerät dort aber ins Schleifen und kommt nur bis zum Seegebiet nördlich/westlich der Deutschen Bucht voran. Präfrontal werden die Wolken im Nordwesten und Norden generell dichter, die Schauer aus der Nacht werden aber zunächst nach Nordosten abgedrängt, so dass es im Tagesverlauf auch an den Küsten kaum mehr Niederschläge gibt (am ehesten noch in Nordfriesland und überwiegend als Regen). Allerdings verschärft sich der Gradient präfrontal und der Wind legt vor allem an den Küsten weiter zu. Im Nordseeumfeld gibt es verbreitet steife Böen, an exponierten Abschnitten mit auflandigem Wind auch stürmische Böen aus Südwest, an der Ostsee reicht es dagegen maximal für einzelne steife Böen. Im großen Rest des Landes steht ein wettertechnisch ruhiger Tag ins Haus. Vielerorts scheint die Sonne bei nur wenigen flachen Quellwolken, lediglich Richtung Alpen halten sich wohl noch mehr Wolkenfelder. Niedertroposphärisch wird es an der Nordflanke des Keils auch niedertroposphärisch milder, in 850 hPa steigt die Temperatur an der Nordsee auf -2 Grad, im Südosten verharrt sie bei -7 Grad. Bodennah macht sich die Milderung aber kaum bemerkbar. Immerhin werden im Nordseeumfeld Höchstwerte über 5 Grad erreicht, sonst sind es 0 bis 5 Grad, im Süden gibt es auch in den Niederungen gebietsweise Dauerfrost. In der Nacht zum Sonntag setzt sich die Austrogung über Westeuropa und auch über der westlichen Nordsee weiter fort. Der Höhenkeil über dem Vorhersagegebiet wird dadurch abgebaut und über Norddeutschland stellt sich eine leicht "flatternde" westsüdwestliche Höhenströmung ein. Im Bodenfeld zeigt das über der Nordsee schleifende Frontensystem deutliche Auflösungstendenzen und kommt nicht weiter ostwärts voran, sondern wird mit der aufsteilenden Strömung nach Norden rausgedrängt. Derweil zieht ein weiteres Randtief unter weiterer Vertiefung bis Sonntagfrüh über den Süden Irlands Richtung Wales/England. Dessen Frontensystem greift morgens auf die südwestliche Nordsee über. Somit werden die Wolken ausgangs der Nacht auch im Westen allmählich dichter, es bleibt aber noch überwiegend trocken. Der Wind frischt vor allem in höheren Lagen nun deutlich aus südlichen Richtungen auf, unterstützt durch lokale Low Level Jets kann es in einigen Kamm- und Gipfellagen ausgangs der Nacht steife bis stürmische Böen geben. Auch über der Nordsee bleibt es windig, weiterhin auch mit teils stürmischen Böen aus Süd. Im Großteil des Landes zeigt sich der Himmel gering bewölkt oder klar, lediglich stellenweise bildet sich Nebel oder Hochnebel. Entsprechend steht erneut eine kalte Nacht ins Haus. Im Westen und Norden verhindern die schon dichteren Wolken mäßigen Frost, an der Nordsee bleibt es meist frrostfrei, eventuell auch schon an der Grenze zu den Niederlanden. Sonst gibt es verbreitet mäßigen, in einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern über Schnee bei klarem Himmel auch strengen Frost. Modellvergleich und -einschätzung -------------------------------------------------------------- Die Modelle simulieren einheitlich. Lediglich mesoskalige Ereignisse, insbesondere durch Lake Effekt rund um Rügen sowie an der ostfriesischen Küste (siehe Text) werden unterschiedlich interpretiert. SuperHD und AROME haben für die Ostfriesische Küste z.B. in der kommenden Nacht kaum Schauer auf der Agenda. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Winninghoff