SXEU31 DWAV 200800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 20.11.2024 um 08 UTC GWL und markante Wettererscheinungen: Tr M. Nasskaltes Schauerwetter, im Bergland winterlich. WIND/STURM: Heute in der Mitte und im Süden auf Berggipfeln Sturmböen bis 85 km/h (Bft 8/9). In der Nacht zum Donnerstag in Kammlagen der Mittelgebirge stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 70 und 80 km/h (Bft 8-9). Danach relativ windschwach, erst am Freitag auflebender Wind, in höheren Berglagen mit Sturmböen Bft 8/9. In der Nacht zum Samstag vor allem in den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge und darüber hinaus auch an einigen Küstenabschnitten Sturmböen Bft 8/9. GLÄTTE/SCHNEE: In den Alpen staubedingt länger anhaltende Schneefälle. Bis zum Abend bis 10 cm, in den Allgäuer Alpen teils bis 30 cm Neuschnee. Ab Donnerstagabend beginnend und bis etwa Freitagmittag andauernd vom Hochschwarzwald bis zum Allgäu länger andauernde Schneefälle, dabei 10 bis 30 cm Neuschnee. Darüber hinaus an einigen Küstenabschnitten wiederholt Schneeschauer, dabei um 10 cm nasser Schnee. Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC -------------------------------------------------------------- Mittwoch... liegt Deutschland unter einem breiten Trog, der sich vom Nordmeer bis nach Südeuropa erstreckt. In dessen Bereich hat sich überall hochreichende arktische Polarluft durchgesetzt, wobei die Temperatur im 500 hPa-Niveau meist unterhalb von -35 Grad und in 850 hPa um -5 Grad liegt. Die Schichtung ist hinreichend labil, so dass nach einer vorübergehenden Phase mit Absinken, das aus kräftiger Kaltluftadvektion resultiert, eine rege Schauertätigkeit in Gang kommt. Diese fallen oberhalb etwa 400 m durchweg als Schnee und darunter zumindest in Mischphase. An den Nordwestflanken der westlichen und zentralen Mittelgebirge können zum Teil mehr als 5 cm Neuschnee zusammenkommen. An den Alpen sind staubedingt noch länger andauernde Schneefälle zu erwarten, die dort um 10, in den Allgäuer Alpen auch mehr als 20 cm Neuschnee ergeben können. Die Hauptachse des wetterbestimmenden Troges verlagert sich zwar allmählich ostwärts, aber in der resultierenden nordwestlichen Strömung laufen kurzwellige Anteile nach Südosten ab, die die Schauertätigkeit wiederholt anfachen. Zudem kommen an der Küste und im Tagesverlauf auch bis ins nördliche Binnenland hinein kurze Graupelgewitter mit Windböen Bft 7 zustande. Im Bodendruckfeld bleibt ein kräftiger Gradient bestehen, wodurch in der Mitte und im Süden der Westwind im Tagesverlauf in freien Lagen mit Böen Bft 7 auffrischt. In höheren Berglagen muss mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden. Auflockerungen stellen sich am ehesten im Südwesten und Süden sowie aufgrund einer kräftigen Durchmischung im Küstenbereich ein. Ansonsten sind Wolkenlücken eher selten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 1 bis 6 Grad. Oberhalb 600 m herrscht meist leichter Dauerfrost. In der Nacht zum Donnerstag wird ein Kurzwellentrog über Deutschland hinweg südostwärts gesteuert. Dieser bildet sich vor allem in unteren Troposphärenschichten ab, wogegen in höheren Niveaus die Strömung durch kräftige, nach Frankreich ausgreifende Warmluftadvektion antizyklonal deformiert wird. Vom Norden bis in den Mittelgebirgsraum hinein ist daher weiterhin eine rege Schauertätigkeit bis hin zu kurzen Graupelgewittern in Küstennähe zu erwarten. Im Bereich von Schauerstraßen können einige bis etwa 10 cm Neuschnee zusammenkommen. An einigen Küstenabschnitten sind durch den Lake-Effekt ähnliche Neuschneemengen vorstellbar. Weiter nach Süden hin gibt es nur im Bergland einzelne Schneeschauer. Der Wind flaut in tieferen Lagen ab und ist nicht mehr warnrelevant. Auf höheren Berggipfeln können weiterhin einzelne Sturmböen Bft 8/9 auftreten. Verbreitet klart es auf, wodurch sich leichter Frost einstellt. Über Schnee kann es auch mäßigen Frost geben. Somit besteht Glättegefahr durch überfrorene Nässe oder geringen Neuschnee. Nur unter dichter Bewölkung ist es dann noch frostfrei. Donnerstag... wird der über Mitteleuropa liegende Trog durch einen breiten, vom Raum Island nach Süden ausgreifenden Anteil regeneriert. Zu diesem Anteil liegt zunächst entwicklungsgünstig ein Tief, das über Mittelfrankreich hinweg zu den Schweizer Alpen gesteuert wird. Kräftige Warmluftadvektion an dessen Nordflanke erfasst dann den Süden Deutschlands. Diese äußert sich zunächst in Form eines Aufzuges mehrschichtiger Bewölkung, ab Mittag setzt am südwestlichen Dreiländereck beginnend Schneefall ein, der sich bis zum Abend auf den gesamten Schwarzwald und das westliche Alpenvorland bis hin zu den Bayerischen Alpen ausweitet. Dabei können innerhalb von 12 Stunden einige bis etwa 10, vom Hochschwarzwald, entlang vom Hochrhein, rund um den Bodensee bis zu den Allgäuer Alpen 10 bis über 20 cm Neuschnee zusammenkommen, was markante Warnungen erforderlich werden lässt. Nördlich davon erfolgt in einem breiten Bereich kompensierendes Absinken, wodurch es weitgehend niederschlagsfrei bleibt. Vom Westen bis in die Mitte hinein sind dann größere Auflockerungen möglich. Im Norden allerdings machen sich weitere, nach Südosten ablaufende Kurzwellentröge bemerkbar, aufgrund der weiterhin labilen Schichtung gibt es vor allem im Küstenbereich wiederholt Schauer und auch kurze Gewitter, die mit Windböen Bft 7 einhergehen können. Durch wiederholte Schauer kann sich an einigen Küstenabschnitten eine dünne Schneedecke ausbilden. Gegenüber heute ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich. In der Nacht zum Freitag wird das über den Schweizer Alpen liegende Tief von dem nachfolgenden Trog überlaufen und wird unter beginnender Auffüllung in Richtung Südosteuropa gesteuert. Die sich abschwächenden Schneefälle erfassen dann den östlichen Alpenrand. Der meiste Schnee fällt jedoch im Allgäu, dort kommen weitere 10 bis 15 cm Neuschnee hinzu. Ansonsten konzentriert sich die Schauertätigkeit auf die Küste und den östlichen Mittelgebirgsraum, wo durch wiederholte Schneeschauer um 5, an einigen Abschnitten an der Ostseeküste bei der Ausbildung von Schauerstraßen, bedingt durch den Lake Effekt, auch mehr als 10 cm Neuschnee zusammenkommen können. Nahezu flächendeckend ist leichter, im Bergland mäßiger Frost zu erwarten, wodurch Glättegefahr, vor allem durch überfrorene Nässe oder geringen Neuschnee, besteht. Freitag... hält sich der Trog über dem Vorhersagegebiet. Da sich die Hauptachse des Troges allmählich nach Polen verlagert, stellt sich erneut eine nordwestliche Strömung ein. In dieser wird ein Tief in die Deutsche Bucht gesteuert. An dessen Südflanke legt der Gradient erneut zu, wodurch im Westen, Süden und in der Mitte Deutschlands der Wind mit Böen Bft 7 auffrischt. In höheren Berglagen muss dann wieder mit Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden. Bedingt durch den Leitplankeneffekt sind auch im alpennahen Vorland einzelne stürmische Böen nicht ganz auszuschließen. Zudem ist weiterhin eine rege Schauertätigkeit zu erwarten, wobei bis in tiefe Lagen meist Schnee fallen dürfte. In den Staulagen der Mittelgebirge kommen einige bis etwa 5 cm Neuschnee zusammen. In deren Lee sind dann Auflockerungen möglich. Gegenüber den Vortagen gehen die Temperaturen eher noch etwas zurück. Selbst in Rheinnähe und an der Nordsee werden dann kaum noch 5 Grad erreicht. Oberhalb etwa 600 m hält sich leichter Dauerfrost. In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Trog nach Osten und weitet sich dabei bis nach Griechenland aus. Mit dem Trog konzentriert sich die Schauertätigkeit in den östlichen Mittelgebirgsraum, wo in Staulagen noch einmal um 5 cm Neuschnee hinzukommen können. Darüber hinaus ist an der Nordsee weiterhin häufig Schauer bis hin zu kurzen Gewittern zu verzeichnen. Ansonsten ergeben die Schneeschauer keine nennenswerten Neuschneemengen. Von Westen her nähert sich ein breiter Höhenrücken. Durch diesen wird ein Bodenhoch gestützt, das sich mit einem Keil von Ostfrankreich in den Südwesten Deutschlands ausweitet. Hierdurch kommt die Schauertätigkeit von Westen und Südwesten her gänzlich zum Erliegen. Nahezu deutschlandweit ist erneut leichter, am Alpenrand auch mäßiger Frost zu erwarten, wodurch Glättegefahr besteht. Modellvergleich und -einschätzung -------------------------------------------------------------- Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Auch hinsichtlich des in der Nacht zum Freitag über die Alpen hinweg ziehenden Tiefs besteht weitgehende Einigkeit. ICON simuliert hier eine etwas raschere Verlagerung als die anderen Modelle, d.h. die Schneefälle am Alpenrand könnten daher noch etwas länger andauern als oben beschrieben. Dabei zeigen probabilistische Verfahren ähnliche Menge wie oben beschrieben. Einzig COSMO-LEPS lässt Schneefälle mit 5 bis 10 cm Neuschnee bis auf das Saarland, die Pfalz und über Mittelfranken hinweg bis zum Bayerischen Wald übergreifen; vom Schwarzwald bis zum Allgäu wären demnach 20 bis über 30 cm Neuschnee vorstellbar. Hinsichtlich der zu erwartenden Schneeschauer werden von COSMO-LEPS in Staulagen bis etwa 10, im Allgäu bis ca. 15 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden gestützt. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Thomas Schumann