SXEU31 DWAV 261800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Donnerstag, den 26.06.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Heute Abend ganz im Osten und Südosten noch letzte kräftige Gewitter (Unwetter nicht ausgeschlossen), dann aber rasche Wetterberuhigung und zunächst keine markanten Warnereignisse. Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... reicht an der Südflanke eines zentralsteuernden und hochreichenden, über die Irmingersee bis nach Island reichenden Tiefdruckkomplexes eine für diese Jahreszeit ungewöhnlich kräftige Frontalzone vom mittleren Nordatlantik über GB bis nach Mitteleuropa und mündet weiter östlich in einen Höhenkeil. Darin eingebettet, hat ein Kurzwellentrog etwa bis Mitternacht das gesamte Vorhersagegebiet ostwärts überquert. Die Warmfront des mit dem Zentraltief korrespondierenden Frontensystems hat inzwischen auch den Nordosten des Vorhersagegebietes überquert, und somit wurde, abgesehen vom Nordwesten und äußersten Norden, am Nachmittag nahezu das gesamte Land von einer sehr warmen und instabilen Luftmasse geflutet. Bereits aktuell strömt allerdings in die Westhälfte und zunehmend auch in die mittleren Landesteile rückseitig einer der Kaltfront vorlaufenden Konvergenz (inklusive kleinräumigen Tiefdruckgebietes über der südlichen Ostsee) kühlere und stabilere Luft. Somit hat sich die Hauptgewitteraktivität inzwischen erwartungsgemäß in die östlichen und südöstlichen Landesteile zurückgezogen. Bei mäßiger Labilität, aber markanter Scherung (um 25 m/s DLS, in den unteren 2 km 15 bis 20 m/s mit vor allem nach Osten zu auch etwas bodennaher Richtungsscherung) stand bzw. steht einmal mehr in erster Linie die Windentwicklung im Fokus. Dabei gab es eine langlebige Superzelle, die von der Region knapp östlich Wolfsburgs bis in den Norden Brandenburgs zog. An deren Südflanke kam es immer wieder zu Neuentwicklungen, die zeitweise auch Bow-Strukturen aufwiesen, entsprechend wurde recht großflächig mit Unwetter bewarnt. Aktuell überqueren die Gewitter den Berliner Raum. Auch am Alpenrand erreichte eine Zelle Unwetterpotenzial (im Ostallgäu), ansonsten spielte sich die Hauptgewitteraktivität dort eher weiter südlich, inneralpin, ab und auf der bayerischen Seite reichte bzw. reicht es lediglich für markante Entwicklungen. Etwas weiter nördlich, von Mittelfranken bis zur Oberpfalz, gab bzw. gibt es aktuell an der Konvergenz allerdings noch einzelne unwetterartige Entwicklungen. In den kommenden Stunden kommt die Konvergenz rasch südostwärts voran und mit ihr auch die Gewitter. Entsprechend kann es bis zum späteren Abend nahe der polnischen Grenze bzw. am Alpenrand noch zu einzelnen markanten (anfangs eventuell auch unwetterartigen) Entwicklungen kommen. Ansonsten geht die Schauer- und Gewitteraktivität rasch in die Knie. Der Kurzwellentrog verlagert sich unter Konturverlust nach Ostpolen, das kleinräumige Bodentief über der südlichen Ostsee zieht weiter Richtung mittlere Ostsee. Dahinter stellt sich eine leicht flatternde westnordwestliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet ein und von Westen her schiebt sich ein Keil der langgestreckten Hochdruckzone auf dem Atlantik bis nach Südwest- und Süddeutschland. Somit kommt die oben erwähnte Kaltfront noch bis zu den mittleren Landesteilen voran, löst sich aber mehr und mehr auf. Im Frontbereich bzw. unmittelbar präfrontal gibt es auch nachts noch einzelne Schauer. Für Gewitter reicht es aber nicht mehr. Mit Annäherung eines flachen Kurzwellentroges lebt diese Schauertätigkeit später nach Westen zu sogar noch etwas auf und auch im Nordwesten fällt hier und da etwas Regen. Mit Abzug des kleinräumigen Tiefs fächert der Gradient auf und der Wind lässt - auch tagesgangbedingt - bereits abends rasch nach. Lediglich in einigen Mittelgebirgskammlagen gibt es noch steife bis stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen aus West, an den Küsten kann es ausgangs der Nacht einzelne steife Böen aus West bis Nordwest geben. Der Kaltfront folgt maritim erwärmte Subpolarluft, in 850 hPa sinkt die Temperatur im Norden auf 6 bis 9 Grad, in der Mitte verharrt sie bei 10 Grad, im Süden um 12 Grad. Die Minima liegen bei unterschiedlicher Bewölkung meist zwischen 18 und 13 Grad. Freitag ... schwenkt der flache Kurzwellentrog am Vormittag rasch über Norddeutschland hinweg ostwärts. Die Luftmasse dort ist zwar mit dem Einströmen der etwas kühleren Nordseeluft in etwa 2 Kilometer Höhe stark gedeckelt, dennoch befindet sich in der mittleren Troposphäre, etwa zwischen 700 und 500 hPa, noch etwas feuchtere Luft und zusammen mit ein wenig dynamischer Hebung trogvorderseitig fällt aus dichterer mittelhoher Bewölkung zunächst in Niedersachsen, später weiter östlich gebietsweise auch etwas Regen. Mit Abzug des Troges lockern die Wolken nachmittags von Westen her aber wieder auf. Die nur noch schwache Kaltfront wird mit Passage des Troges noch etwas nach Süddeutschland gedrückt. Präfrontal befindet sich nach wie vor die in der Grundschicht sehr feuchte und insgesamt warme Luftmasse (T850 hPa 11 bis 14 Grad, PPWs über 30 mm)). Allerdings beginnt sich über Westeuropa ein breiter Höhenrücken aufzuwölben, der im Vorfeld auch über Mitteleuropa zu einer deutlichen Stabilisierung der Luftmasse und zu einer mitteltroposphärischen Erwärmung führt. Somit reicht es mit Einstrahlung zwar durchaus noch zu Schauern, die Gewitteraktivität hält sich aber in Grenzen. Am ehesten ist damit noch in den Regionen ab der Schwäbischen bzw. Fränkischen Alb südwärts bis zu den Alpen zu rechnen. Dort werden noch mehrere 100 J/kg Cape simuliert und entsprechend haben die Modelle ganz vereinzelte Gewitter auf der Agenda. Als Begleiterscheinung kommen am ehesten Böen Bft 7 bis 8, eventuell auch noch Starkregen um 15 l/qm bzw. kleinkörniger Hagel in Frage. Markante Begleiterscheinungen dürften aber die absolute Ausnahme darstellen. Insgesamt verstärkt sich der Bodenhochkeil aber weiter, und somit dürfte sich vor allem im Westen und Südwesten, aber auch an den Küsten länger die Sonne zeigen. Auch in den mittleren Landesteilen lockern die Wolken mehr und mehr auf. Der Gradient bleibt im Nordosten zunächst noch recht veritabel und mit dem Tagesgang kann es vor allem an der Ostsee sowie in Vorpommern und Nordbrandenburg und auch in einigen Mittelgebirgskammlagen noch einzelne steife, exponiert stürmische Böen (Bft 7 bis 8), auf dem Brocken anfangs Sturmböen (Bft 9) geben. Bei T850 hPa zwischen 7 Grad im Nordosten und 13, vielleicht 14 Grad ganz im Südwesten liegen die Höchstwerte im Norden und in der Mitte meist zwischen 20 und 24 Grad, an den Küsten zwischen 17 und 20 Grad. In der Südhälfte wird es mit 24 bis 28 Grad sommerlich warm. In der Nacht zum Samstag kommt der breite Höhenrücken über die Nordsee allmählich ostwärts voran, auf dessen Vorderseite verbleibt das Vorhersagegebiet unterhalb einer glatten bis leicht antizyklonal konturierten nordwestlichen Höhenströmung. Das hochreichende Zentraltief bei Island kann sich wieder regenerieren und weist eingangs der Nacht im Bodenfeld knapp südlich von Island einen Kerndruck von etwa 980 hPa auf. Auf dessen Vorderseite verstärkt sich auch über dem Vorhersagegebiet die WLA deutlich. Die Warmfront des Tiefs zieht über die Nordsee ostwärts und streift dabei im Laufe der Nacht auch den Nordwesten bzw. Norden Deutschlands. Dort ziehen alsbald dichte Wolken auf und in der zweiten Nachthälfte fällt vor allem präfrontal in Schleswig-Holstein und Vorpommern eventuell auch etwas Regen. Ansonsten dominiert aber eindeutig Hochdruckeinfluss. Absinken verstärkt die über Süddeutschland ostwärts reichende Hochdruckzone, die zudem zunehmend zonale Ausrichtung annimmt, weiter. WLA und Absinken führen zu einer weiteren troposphärischen Erwärmung; die 850 hPa-Temperatur steigt auf 9 Grad im Osten/Nordosten und bis 14 Grad im Westen/Südwesten. Vor allem in der Südhälfte bleibt es gering bewölkt, teils auch klar, während auch über die Mitte mit Warmfront und WLA zeitweise Wolkenfelder hinwegziehen. Somit bleibt es meist recht mild mit Tiefstwerten zwischen 20 Grad in den Ballungszentren West- bzw. Südwestdeutschlands und 13 Grad in den Niederungen Südostdeutschlands. In einigen Mittelgebirgs- und Alpentälern wird es natürlich noch etwas frischer. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC Samstag ... gelten die Ausführungen in der Frühübersicht. Im Nordosten lockern die Wolken nach Abzug der Warmfront allmählich auf, dann bleibt es auch dort trocken. Nach Südwesten zu scheint die Sonne. Die Erwärmung macht weitere Fortschritte (T850 hPa im aktuellen ICON-EU-Lauf um 18 UTC zwischen 12 Grad im Norden und 18 Grad in Südbaden), somit werden ab der Mitte südwärts mit 28 bis 34 Grad verbreitet hochsommerliche Werte erreicht, im Norden wird es mit 23 bis 28 Grad nicht ganz so heiß, an den Küsten bleibt es etwas frischer. Auch in der Nacht zum Sonntag keine Änderung: Im Norden und Nordosten mit Annäherung der Kaltfront Durchzug von Wolkenfeldern, sonst unter Hochdruckeinfluss meist gering bewölkt oder wolkenlos und sehr mild bis warm. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und prognoserelevanten Differenzen in den Modellen ableiten. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Winninghoff