SXEU31 DWAV 301800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 30.12.2025 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Zyklonale Nordwestlage: Nachts von Nordwesten Niederschläge, teils Schnee, teils Regen. Vor allem im Bergland Schneefälle mit Verwehungen, an Neujahr Sturmlage! Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... liegt ein ungewöhnlich kräftiges, blockierendes Hoch über dem Atlantik und schiebt einen Höhenkeil bis nach Grönland. Dem gegenüber befindet sich ein ausgeprägter Langwellentrog über Osteuropa mit einem steuernden Zentraltief über Westrussland. Zwischen diesen beiden Druckgebieten hat sich eine straffe nördliche Strömung etabliert, in der Mittel- und Osteuropa von maritimer Arktikluft geflutet wurden. Dabei liegt die 850-hPa-Temperatur zwischen -7 °C im Westen Deutschlands und -11 °C im Osten. In der gut durchmischten Grenzschicht hat es daher in tiefen Lagen für positive Höchstwerte gereicht. Am Alpenrand herrscht noch Stau mit leichten Schneefällen. Auch über der Ostsee hat sich eine Schauerstraße gebildet (Lake-Effekt), die aber aufgrund des geringen Fetches weniger stark ausgeprägt ist und dennoch weit ins Landesinnere zieht und dort immernoch für Schneeschauer sorgt. Ansonsten wird Deutschland von einem Hochkeil beeinflusst, der besonders im Westen für Absinken sorgt, sodass die Nacht vielerorts klar beginnt. In der Nacht zum Freitag zieht ein flaches Tief am Rand des Langwellentroges über Norwegen. Es liegt allerdings eher ungünstig und verstärkt sich nur etwas im Lee des norwegischen Gebirges. Damit verbunden sind ein vorgelagerter Trog und eine nachfolgende Warmfront. Beide sorgen für Wolkenaufzug und nachfolgend einsetzenden Niederschlag im Nordwesten. Im äußersten Norden fällt überwiegend Regen. Weiter ins Landesinnere fällt in den Morgenstunden Schnee. Im Übergangsbereich kann es aufgrund der noch kalten Böden vorübergehend zu gefrierendem Regen kommen. Die Modellsignale dafür sind allerdings nur schwach, da eine klassische warme Nase fehlt und die Erwärmung in den bodennahen Luftschichten recht rasch vonstattengeht. Im Voralpenraum lässt der Schneefall weiter nach. In den übrigen Gebieten ist es locker bewölkt oder klar mit mäßigem, am Alpenrand auch strengem Frost. Aufgrund der niedrigen Taupunkte ist Reifglätte eher unwahrscheinlich. Mittwoch ... greift die Warmfront des flachen Wellentiefs auf den Norden und Osten Deutschlands über. Bereits in den frühen Vormittagsstunden erreicht der Schneefall die Mittelgebirge. Die Temperatur auf 850 hPa steigt im Tagesverlauf von Norden her auf etwa -5 °C. In der Norddeutschen Tiefebene fallen am Vormittag 1-3 cm Neuschnee, ehe dort im Tagesverlauf die Durchmischung und Erwärmung einsetzt. Im Mittelgebirgsraum setzt stärkerer Nordstau ein, wodurch es besonders im Erzgebirge und im Sauerland zu länger anhaltendem Schneefall kommt. Die Schneefallgrenze steigt im Laufe des Tages im Westen auf 400-600 m, im Osten auf 300 m an. Im Bergland werden je nach Lage 5 bis 10 cm, in den Nordstaulagen des Erzgebirges, des Harzes und des Sauerlandes über 15 cm und lokal bis zu 20 cm Neuschnee bis Donnerstagfrüh erwartet. Bezüglich der westlichen Mittelgebirge bestehen noch größere Unsicherheiten. ICON-D2 rechnet dort in den Vormittagsstunden mit einer größeren Niederschlagsschleppe, die von SuperHD, das im Übrigen die Verlagerung deutlich langsamer zeigt, kaum vorhanden ist. Des Weiteren frischt der Wind deutlich auf, sodass es bei Böen der Stärke 6-7 im Bergland oberhalb von etwa 600 m zunehmend zu Schneeverwehungen kommt. Am Nachmittag weiten sich die Schneefälle auf Nord- und Ostbayern aus. Dort sind jedoch nur bis zu 5 cm, im Stau lokal bis 10 cm Schnee zu erwarten. Der Süden wird allerdings noch vom Keil des Atlantikhochs beeinflusst. Dort bleibt es bei Dauerfrost weitgehend trocken, im Südwesten sogar sonnig. In der Silvesternacht bildet sich ein neues Tief am Nordwestrand des Troges über dem Nordmeer, das rasch stromabwärts bis nach Norwegen und Schweden geführt wird und sich dabei zu einem Sturmtief entwickelt. Dadurch dreht die Strömung zunehmend auf West, sodass die vorherige Welle mit dem Niederschlag nach Osten abgedrängt wird. Zunächst konzentrieren sich die Niederschläge der abziehenden Welle auf den Osten. Dabei fließt maritime Polarluft mit 850-hPa-Temperaturen um -5 °C ein. Bei sich verstärkenden Gradienten treten an der Küste und im höheren Bergland stürmische Böen der Stärke 8 auf, im Binnenland der Nordhälfte starke Böen der Stärke 7. Aufgrund der guten Durchmischung bleibt es, abgesehen vom äußersten Osten, in tieferen Lagen der Nordhälfte frostfrei. Im Süden herrscht weiterhin der antizyklonale Einfluss des Bodenhochkeils, sodass es dort wieder frostig und zum Teil klar wird. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC Donnerstag ... ändert sich an der allgemeinen Lage im Vergleich zu den Vorläufen wenig. Das Sturmtief verlagert seinen Kern nach Südskandinavien, sodass die Nordhälfte in sein Sturmfeld gelangt. Bei 850 hPa-Winden von etwa 50 kt treten verbreitet Sturmböen (Bft 8-9), in Schauer und Gewitternähe bis (Bft 10) auf. In den Hochlagen gibt es Orkanböen. Dabei wird die Okklusion des Tiefs mit einem breiten, schauerartig durchsetztem Niederschlagsband in den Norden gesteuert. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 400-500 m. Im Bergland muss bei einer Schneedecke von 5 bis 20 cm mit teilweise stärkeren Verwehungen gerechnet werden, die das Unwetterkriterium erfüllen. Der Süden bleibt außen vor. Dort ist es unter antizyklonaleren Verhältnissen teilweise sogar sonnig. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Auf Modellunterschiede wurde bereits im Text verwiesen. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Christian Herold