SXEU31 DWAV 041800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Samstag, den 04.02.2023 um 18 UTC Markante Wettererscheinungen: Am Sonntag von Nordwesten Niederschläge, über der Mitte und im Süden oft als Schnee. Nächste Woche Übergang zu ruhigem Hochdruckwetter mit mäßigen Nachtfrösten. Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC ------------------------------------------------------------- Aktuell ... liegen wir zwischen einem umfangreichen und weit nach Süden ausgreifendem Langwellentrog über Osteuropa und einem Hoch westlich der Biskaya in einer nördlichen Höhenströmung. Auf der Keilvorderseite, die sich als schmaler Korridor von der Nordsee bis nach Spitzbergen erstreckt, hat sich vorübergehend Zwischenhocheinfluss durchgesetzt. Dieser bröckelt allerdings schon wieder, da sich von Nordwesten ein schmaler, aber scharf gekrümmter und mit reichlich höhenkalter Luft gefüllter Trog in den Rücken bohrt. Er erreicht bis in den frühen Morgenstunden die Norwegische Küste und Benelux. Diesem Trog vorgelagert ist ein Frontensystem, das ausgehend von einem Tief an der Ostgrönländischen Küste südwärts schon größtenteils okkludiert ist, über weiten Teilen der Nordsee, Englands sowie Frankreichs aber noch einen gewaltigen Warmsektor aufweist. Während die Warmfront nahezu strömungsparallel verläuft und somit kaum ostwärts vorankommt, weist die Kaltfront mit Winddrehung auf Nordwest eine deutliche Schubkomponente auf. So wird sich also der Warmsektor mit Erreichen des Nordwestens und Westens im Laufe der nächsten Stunden allmählich schließen und die Warmluft abheben. Wie so oft hat der Kaltfront-/Okklusionsdurchgang aus Nordwesten dennoch maskierten Charakter und mit Windauffrischung und Durchmischung steigen die Temperaturen postfrontal eher an. Die große Frage ist nun, wie stark es im Vorfeld noch auskühlen kann. Mit den schwachen südöstlichen Winden sind die Advektionsvorgänge nur marginal. Die 0 Grad Isotherme des Taupunktes verläuft aktuell in etwa entlang von Weser, Fulda und Neckar. Richtung Böhmisches Becken erreichen sie auch Werte unter -5 Grad, im Rheinland knapp präfrontal der Warmfront schon rund +5 Grad (im Warmsektor bis +9 Grad). Dabei geht die Abtrocknung der Grundschicht auch jahreszeitbedingt sehr zäh vonstatten. Unterhalb der Absinkinversion bei rund 850 hPa haben sich zahlreiche flache SC/CU Felder gebildet, die im Westen teilweise auch schon von mehrschichtiger hoher und mittelhoher Bewölkung überlaufen wird. Kurzum: die nächtliche Kaltluftproduktion wird zumindest in der Fläche durch die beschriebenen Randeffekte arg beschränkt. So spielt die feste Phase mit Einsetzen der Niederschläge in den Frühstunden von der Nordsee bis zur Eifel (noch) eine untergeordnete Rolle und es regnet zeitweise leicht bei positiven Temperaturen zwischen 6 und 1 Grad. Bei wechselnd bewölktem, teils klarem Himmel kühlt es im Osten und Süden hingegen auf 0 bis -7 (aktuell teilweise schon -3 Grad um 18 UHR MEZ), über Schnee in den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen auch um -10 Grad ab. Wo es länger aufklart kann sich vor allem in gewässernähe örtlich flacher Nebel bilden. Sonntag ... findet über Island und der Norwegischen See ein kräftiger Warmluftvorstoß im Zuge einer sich kräftig vertiefenden Welle statt. Diese gräbt dem o.e. Kurzwellentrog die Energie ab. Der Primäranteil schwenkt unter Abschwächung über Skandinavien weiter ostwärts hinweg. Mit dem südwärts abknickenden Jet, der bis zum Abend über Dänemark hinweg bis ins Saarland reicht, spaltet sich ein kleiner, flacher Sekundärtrog ab, der bis zum Abend in etwa auf Höhe des Mains liegt. Die damit verbundene Verfrachtung eines gut ausgeprägten IPV Maximums sorgt advektionsbedingt auf der Vorderseite für weitere Hebungsprozesse. Dadurch werden die Niederschlagsprozesse trotz weiteren Abbaus der thermischen Gegensätze aufrechterhalten. Am Boden bohrt sich eine Tiefdruckrinne mit der eingelagerten Okklusion zwischen den umliegenden kräftigen Hochs mit 1045 hPa über England und knapp 1040 hPa an der polnisch-tschechischen Grenze in etwa über der Mitte Deutschlands südwärts. Die thermischen Profile sind ca. östlich einer Linie Ostholstein-Harz-Rhön-Spessart hochreichend gesättigt und durchweg unterhalb des Gefrierpunktes, so dass dort die Schneephase überwiegen sollte. Weiter westlich kann das am Vormittag auch noch vorübergehend der Fall sein, bevor der auf Nordwest drehende und in Böen mit Bft 6 bis 7, an der Nordsee auch bis 8 Bft auffrischende Wind Milderung bringt. Am Nachmittag weiten sich die Niederschläge zunehmend nach Süden aus, während sie in Ostholstein und Mecklenburg durch den Abtropfprozess trogrückseitig abklingen. Bezüglich der genauen Höhenkonfiguration und damit verbunden auch der Position und Intensität der Rinne mitsamt den Folgen für ostwärtiges Ausgreifen der Niederschläge sowie die Grenze der Phasentrennung gibt es noch kleinere Modelldiskrepanzen. Die Deutsche Modellkette macht den Trog mitsamt Rinne am östlichsten, weshalb die Schneefälle bis zum Abend sogar Vorpommern und bis knapp westlich von Berlin sowie Leipzig erfassen würden. Legt man aber gerade das AROME, UK10 und die 50% Perzentile vom COMSO-LEPS, IFS-EPS und ICON-EPS zugrunde, so ist höchstwahrscheinlich Brandenburg, Sachsen und Ostbayern weitgehend außen vor. Entsprechende Schneefallwarnungen werden daher aktuell nur für die Gebiete herausgegeben, wo das Ereignis weitgehend sicher ist. Binnen 12 Stunden kann im besagten Streifen und im Süden von 1 bis 5 cm, in den zentralen und süddeutschen Mittelgebirgen auch um 10 cm Neuschnee ausgegangen werden. Östlich einer Linie Schwerin-Jena-Regensburg bleibt es voraussichtlich trocken-kalt bei zeitweiligem Sonnenschein und Höchstwerten um den Gefrierpunkt. Dagegen steigen die Höchstwerte postfrontal, wo es im Tagesverlauf ebenfalls wieder auflockert auf milde 5 bis 9 Grad im Westen und Nordwesten. In der Nacht zum Montag schwenkt der Sekundärtrog rasch über die Schweiz hinweg südwestwärts. Am Rande der umfangreichen Antizyklone über den Britischen Inseln dreht die Strömung noch etwas recht auf Nordost. Kräftige WLA und ein weiterer Vorstoß der Frontalzone bis zum Nordkap führt dazu, dass auch Anteile des ursprünglichen Primärtroges den Rücken umlaufen müssen und scharf nach Süden/Südwesten abknicken. Ein erster Anteil erreicht dabei in der zweiten Nachthälfte die polnische Ostseeküste und bewirkt auch schwache Hebung vom Boddengewässer bis zum Erzgebirge. Das reicht in Summe voraussichtlich kaum für nennenswerte Niederschläge, zumal die Grundschicht auch sehr trocken ist. Allerdings ist sowohl ein schwacher Lake-Effekt (T500 mit -30 Grad nicht wirklich kalt) als auch die Hebung der Reste der tiefen Bewölkung über der Mitte denkbar. Im Stau von Harz und Thüringer Wald können dadurch nochmal 1 bis 3 mm zusammenkommen, wobei die Wahrscheinlichkeit für gefrierenden Sprühregen bei Wolkenoberkantentemperaturen um -10 Grad oder wärmer und gleichzeitiger Abtrocknung der mittleren Troposphäre deutlich ansteigt. Sicher schneien wird es dagegen noch im Zusammenhang der abtropfenden Rinne in der ersten Nachthälfte vom (westlichen) Alpenrand bis zum Schwarzwald, danach auch dort langsam abklingend. Dabei fallen nochmal 1 bis 5, in Staulagen bis 10 cm. Richtung Lausitz und Niederbayern, sowie im Nordwesten gibt es teils größere Wolkenlücken und es bildet sich stellenweise Nebel. Die Temperaturen gehen auf 0 bis -7, in den östlichen Mittelgebirgen über Schnee erneut teils unter -10 Grad zurück. Im Nordseeumfeld und in den Ballungszentren entlang des Rheins bleibt es teilweise frostfrei. Montag ... rutscht der nächste Randtrog an der Südostflanke des Rückens mit Zentrum über GB und der Nordsee südwestwärts und erreicht bis zum Abend unter leichter Amplifizierung Süddeutschland. Rückseitig setzt erneut leichter Druckanstieg ein, so dass sich die Hochdruckzone am Boden insgesamt noch etwas kräftigen kann und dann mit über 1040 hPa weite Teile der südlichen Nordsee, Norddeutschlands und Polens umspannt. So werden auch die Reste der einstigen Tiefdruckrinne endgültig abgebaut und trotz leichter Hebungsantriebe ist aus der Luftmasse nicht mehr allzu viel herauszuholen. Immerhin hat sich mit der östlichen Strömung inzwischen eine mäßig kalte Festlandsluft mit T850 zwischen -5 und -9 Grad durchgesetzt. Die spezifische Feuchte beträgt in dieser gerade noch 3 bis 7, im Nordwesten bis 10 g/kg. So fällt von der Mitte bis in den Südwesten gelegentlich noch etwas Schnee oder Nieselregen. Nennenswerte Akkumulation gibt es aber wohl selbst oberhalb von 400 bis 500 Metern kaum bei 0,5 bis 2 mm binnen 12 Stunden. Abseits davon scheint auch längere Zeit die Sonne. Die Höchstwerte erreichen 0 bis 6 Grad, in den östlichen und zentralen Mittelgebirgen herrscht leichter Dauerfrost. In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Randtrog über Süddeutschland, der zunehmend als Kaltlufttropfen agiert, weiter nach Südfrankreich. So fallen anfangs Richtung Schwarzwald und Saarland noch letzte Tropfen oder Flocken, sonst klart es von Osten zunehmend auf. Entsprechend wird es knackig kalt mit -3 bis -9 Grad, im östlichen Bergland bis -13 Grad. Auch an der See sollte es bei vielfach schwachem Wind aus Südost bis Ost vermehrt für Frost reichen. Dienstag ... kippt die Achse des Höhenrückens mit Zentrum über Dänemark im Norden weiter ostwärts nach Nordwestrussland. Im Verbund mit dem sich dadurch langsam abschnürenden Trog über Südosteuropa und mehreren Kaltlufttropfen im zentralen Mittelmeerraum entwickelt sich eine stabile High-over-Low Lage. Am Rande der kräftigen Hochdruckbrücke, die vom Seegebiet westlich von Irland über Norddeutschland und Polen hinweg bis nach Russland reicht, herrscht in der schwachen östlichen Strömung bei uns ruhiges Winterwetter. Unter Absinken ist der Höhepunkt der tiefen 850er Temperaturen bereits überschritten und die Inversion kann sich kräftigen. In der schwachen östlichen Strömung kann die Februarsonne schon zeigen was sie kann, so dass recht große Tagesgänge zu erwarten sind. So ist es wahrscheinlich, dass wir mehrheitlich bei den Tmax doch wieder im Plus landen mit 0 bis 6 Grad. Lediglich im höheren Bergland und eventuell auch im Süden bei lokalen Nebel-/Hochnebelfeldern (Stichwort Dreiecksnebel Richtung Schwaben) bei Nordostwind gibt es lokal auch einen Eistag. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Zu den Diskrepanzen, die bei der Rinne morgen bestehen, wurde bereits im Text eingegangen. Sonst sehen die Modelle die Entwicklung der nächsten Tage recht ähnlich. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Robert Hausen