SXEU31 DWAV 141800 S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Montag, den 14.10.2024 um 18 UTC SCHLAGZEILE: Allmählicher Übergang zu weitgehend ruhigem Herbstwetter. Über der Nordsee sowie an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind ab der Nacht zum Mittwoch stürmische Böen, ebenso am Mittwoch auf den Erzgebirgsgipfeln (Böhmischer Wind), an den Alpen ab Mittwoch Föhn. Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC ---------------------------------------------------------------- Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines sich durch kräftige WLA aufwölbenden Höhenrückens über Frankreich und den Britischen Inseln unterhalb einer nordwestlichen Höhenströmung. Darin eingebettet, überquert aktuell noch ein flacher Kurzwellentrog den äußersten Osten und Südosten des Landes. Im Bodenfeld interagiert der Trog mit einem kleinräumigen Bodentief, das inzwischen vom selbigen überlaufen wurde uns sich aufgefüllt hat. Übrig geblieben ist eine flache Welle bzw. Tiefdruckrinne über Süddeutschland, die als markante Luftmassengrenze feuchtwarme Luft subtropischen Ursprungs im Süden und Südwesten Baden-Württembergs sowie im Alpenvorland (T850 hPa über 10 Grad) von der eingeflossenen Polarluft (T850 hPa zwischen -2 Grad an der Ostsee und +4 Grad über den mittleren Landesteilen) über der Mitte und dem Norden des Landes trennt. Somit stieg die Temperatur auf der warmen Seite am frühen Nachmittag auf nahe 23 Grad (Müllheim), während es gleichzeitig an der Nordflanke der Welle von Nordbaden bis nach Mittelfranken bzw. der Oberpfalz bei lediglich 7 bis 10 Grad teils mit mäßiger Intensität regnete. Diese vor allem durch WLA und Gegenstrom (Bodenwind aus Südost, Höhenwind aus West bis Nordwest) induzierten Regenfälle sind inzwischen südostwärts abgezogen, die an den Kurzwellentrog selbst gekoppelten und hauptsächlich aus PVA induzierten schauerartigen Niederschläge überqueren aktuell noch die südliche Mitte, den östlichen Mittelgebirgsraum sowie den Osten Bayerns. Unmittelbar vorderseitig, also an der Luftmassengrenze, erfolgt dort, abgehoben von der Grundschicht, ein Einschub leicht labiler Luftmassen, so dass auch kurze Gewitter bis in die erste Nachthälfte hinein weiterhin möglich sind, am ehesten wohl von Mittelfranken bis zum Bayerwald bzw. nach Niederbayern. Deren Begleiterscheinungen bleiben mit Böen Bft 7 und vielleicht mal 10 l/qm in kurzer Zeit wohl meist unterhalb der markanten Warnkriterien. Zu Beginn der zweiten Nachthälfte ziehen die Regenfälle dann aber endgültig ostwärts ab. Im Rest des Landes steigt vorderseitig des sich verstärkenden Rückens der Bodendruck beständig und im Laufe der Nacht schwenkt eine sich verstärkende eigenständige Hochdruckparzelle (Kerndruck auf über 1020 hPa steigend) von der Deutschen Bucht Richtung Erzgebirge. Vor allem im Norden und in der Mitte lockern die anfangs noch (aufgrund der unterhalb der Absinkinversion eingeströmten feuchten Nordseeluft) teils dichten Wolkenfelder - am Abend fällt gebietsweise auch noch etwas Regen oder Nieselregen - stärker auf, vor allem von Schleswig-Holsteins über das nördliche und östliche Niedersachsen bis zum Erzgebirge ist der Himmel später gebietsweise klar, wobei sich örtlich Nebelfelder ausbreiten. In diesen Regionen, am ehesten wohl in der Norddeutschen Tiefebene, kann es neben Frost in Bodennähe in ungünstigen Lagen auch Luftfrost bis -2 Grad geben, ansonsten liegen die Tiefstwerte im Norden, Osten und in der Mitte meist zwischen 6 und 0 Grad, lediglich an den Küsten bleibt es milder. Im Südwesten und Süden wird die eingeflossene feuchte Luft nur sehr zögerlich durch etwas trockenere ersetzt, so dass es vielerorts stark bewölkt bleibt, Gebietsweise bekommt die Wolkendecke aber auch dort Lücken, dann kann sich ebenfalls rasch Nebel bilden. Mit Minima zwischen 12 und 6 Grad verläuft die Nacht dort relativ mild. Am Rande erwähnt sei noch der Wind auf den Alpengipfeln: Dieser erreicht an der Südflanke des durchschwenkenden Troges anfangs in Böen noch Sturmstärke aus West bis Nordwest, flaut dann aber nach Mitternacht rasch ab. Dienstag ... kommt der sich nach Norden ausweitende Rücken über Frankreich und der Nordsee allmählich ostwärts voran. Das korrespondierende Bodenhoch "WERNER" verlagert sich allmählich ins östliche Mitteleuropa und verstärkt sich auf deutlich über 1025 hPa, abends ist dessen Achse in etwa von den Karpaten bis nach Südschweden gerichtet. Derweil greift vom mittleren Nordatlantik ein Langwellentrog auf den Ostatlantik über und interagiert mit einem kurzwelligen, aus dem Ex-Hurrikan "LESLIE" resultierenden Randtrog, der abends Galizien erreicht. Damit setzt über Frankreich und Benelux allmählich Druckfall ein, was auch im Vorhersagegebiet zu einer leichten Gradientverschärfung führt. Diese macht sich allerdings lediglich über der Nordsee und in höheren Lagen bemerkbar, wo der Wind aus Südost auffrischt. Warnrelevant dürfte er bis zum Abend aber noch nicht werden. Außer in einigen Niederungen Südwest- und Süddeutschlands sollten sich allerdings die Nebel- und Hochnebelfelder bzw. anfangs noch vorhandene dichtere Wolkenfelder jedoch vielerorts auflösen. Mit sich verstärkender WLA ziehen allerdings über den Westen und Süden zeitweise hohe und mittelhohe Wolkenfelder hinweg, aus denen es im Südwesten nachmittags und abends eventuell auch leicht regnen kann. Vor allem in der Nordosthälfte steht aber ein recht sonniger Tag ins Haus, an den Alpen wird es allmählich föhnig, so dass auch dort die Sonne größere Spielanteile gewinnt. Auch niedertroposphärisch setzt von Südwesten her WLA ein, die 850 hPa-Temperatur steigt bis zum Abend auf Werte zwischen 3 Grad im Nordosten und 14 Grad im Südwesten. Für Durchmischung bis in die Grundschicht reicht es zu dieser Jahreszeit und angesichts der stabilen Schichtung natürlich nicht mehr, somit liegen die Höchstwerte meist zwischen 12 und 16 Grad, im Südwesten und Süden können - vorausgesetzt, Nebel und Hochnebel lösen sich auf - örtlich 18 bis 19 Grad erreicht werden, am Alpenrand vielleicht knapp 20, während es bei beständigem (Hoch)nebel nur für knapp 10 Grad reicht. In der Nacht zum Mittwoch kommt der Langwellentrog über dem nahen Ostatlantik kaum mehr nach Osten voran, während der kurzwellige Randtrog auf den Südwesten Frankreichs übergreift und sich Richtung Löwengolf ausweitet. Der vorgelagerte Höhenrücken verliert dadurch an Substanz und greift als nur noch "schmalbrüstiger" Höhenkeil auf das Vorhersagegebiet über. Während sich das Bodenhoch nur langsam nach Osten zurückzieht und sich sogar noch verstärkt (Mittwoch, 06 UTC mit geschlossener 1030 hPa-Isobare über dem Osten Polens und dem Baltikum), setzt sich der Druckfall über dem westlichen Mitteleuropa fort. Das führt zu einer weiteren Gradientverschärfung über dem Vorhersagegebiet. Über der Nordsee frischt der Wind nun deutlich aus Südost auf und erreicht in Böen zumindest auf den Inseln Bft 7, über der offenen See (Helgoland) auch Bft 8. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge kann es ebenfalls steife bis stürmische Böen geben, lokale Low Level Jets im Bereich der markanten Inversion können sehr kleinräumig auch Sturmböen Bft 9 generieren, für den Brocken hat ICON-EU Mittwochfrüh sogar schwere Sturmböen (Bft 10) auf der Agenda. Am Erzgebirge, eventuell auch an den ostbayerischen Mittelgebirgen, kommt der Böhmische Wind in Gang und wird eventuell auch in dafür prädestinierten Tälern warnrelevant, an den Alpens setzt ausgangs der Nacht Föhn ein. Während über den Süden und Südwesten/Westen des Landes mit der WLA nach wie vor zeitweise dichtere Wolkenfelder hinwegziehen, die vor allem anfangs im Südwesten auch noch ein paar Tropfen Regen bringen können, bleibt es im Nordosten teilweise gering bewölkt oder klar. In einigen Niederungen - vor allem Süddeutschlands - können sich Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten bzw. verdichten. Die Minima liegen im Westen und Südwesten meist zwischen 13 und 6 Grad, sonst zwischen 7 und 0 Grad, im Osten und Nordosten kann es in ungünstigen Lagen auch knapp darunter gehen und vielerorts gibt es dort Frost in Bodennähe. ---------------------------------------------------------------- Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC Mittwoch ... ist den Ausführungen in der Frühübersicht nichts Substanzielles hinzuzufügen. Warnrelevant sind nach wie vor die Böen an den Küsten (zumindest an Abschnitten mit auflandigem Wind und auf den Inseln) sowie der Böhmische Wind an den östlichen bzw. ostbayerischen Mittelgebirgen und der Föhn an den Alpen. Der Höhenkeil bzw. -rücken über dem östlichen Mitteleuropa bleibt robust bzw. kann sich sogar wieder etwas verstärken und wirkt blockierend, so dass mit dem Ostatlantiktrog korrespondierende Frontensysteme über Westeuropa kaum nach Osten vorankommen. Somit beschränken sich dichtere Wolkenfelder auch am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag weitgehend auf den Westen und Südwesten Deutschlands, etwas Regen fällt im Laufe der Nacht zum Donnerstag am ehesten westlich des Rheins. Modellvergleich und -einschätzung ---------------------------------------------------------------- Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und kaum prognoserelevanten Modellunterschiede ausmachen. Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Winninghoff