S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Freitag, den 27.06.2025 um 10.30 UTC Hohe bis sehr hohe Wärmebelastung. Ab Montag zunehmendes Gewitterrisiko, lokal Unwetter. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 04.07.2025 Zu Beginn der Mittelfrist am Montag befindet sich Deutschland noch unter leichtem Hochdruckeinfluss. In der Höhe dominiert zunächst noch der Keil. Es scheint wieder häufig die Sonne. Sowohl das Bodenhoch als auch der die Achse des Keils verlagern sich im Tagesverlauf langsam ost-/nordostwärt. Dadurch kann zum einen der atlantische Langwellentrog etwas näher rücken (eventuell mit einem vorlaufenden, kurzwelligen Anteil), zum anderen nähert sich von Frankreich eher eine flache Tiefdruckzoen/-rinne. Die Temperaturen in 850 hPa liegen nahezu deutschlandweit jenseits der 15 Grad, im Süden um 20 Grad. Damit sind Höchsttemperaturen häufig zwischen 29 und 33, im Südwesten bis etwa 36 Grad, zu erwarten und die am bereits am Wochenende gestartete hohe Wärmebelastung setzt sich fort. Lediglich ganz im Norden um 13 Grad in 850 hPa und damit Höchstwerte zwischen 22 Grad an den Küsten und 24 bis 26 Grad vom Norden Schleswig-Holsteins bis nach Vorpommern. In der sommerlich heißen Luftmasse können vor allem durch Unterstützung der Orografie die Hebungsimpulse ausreichen, um im Tagesverlauf besonders im Südwesten und Süden einige Quellwolken zu bilde und vor allem über dem südlichen Bergland (Schwarzwald/Alpen) lokale Schauer und Gewitter auszulösen. Entsprechend der Luftmasse und sehr langsamer Verlagerungstendenzen kann lokal Unwetter durch Starkregen nicht ausgeschlossen werden. In der Nacht zum Dienstag klingen Schauer/Gewitter meist wieder ab. Am Dienstag rückt die Trog-Keil-Struktur etwas weiter nach Osten, das Bodenhoch liegt mit seinem Schwerpunkt über Polen und Deutschland gelangt von Frankreich mehr in den Einflussbereich der flachen Tiefdruckzone und etwas näher an den Trog bzw. deutet sich ein vorderseitig ablaufender Kurzwellentrog an. Die Strömung steilt etwas weiter auf, ganz Deutschland kann mit 850 hPa-Temperaturen von etwa 16 bis 20 Grad aufwarten, die Hitze breitet sich also weiter nordwärts aus. Insgesamt liegen die Höchsttemperaturen dann meist zwischen 30 und 35 Grad, im Südwesten teils um 37 Grad, lediglich an den Küsten und im angrenzenden Binnenland bei Seewind 26 bis 29 Grad. Im Vergleich zum Vortag steigt das Schauer-/Gewitterrisiko an und dürfte in etwa die Südwesthälfte umfassen, inklusive lokalem Unwetterpotenzial (Luftmasse relativ feucht, geringe Verlagerungsgeschwindigkeit, hohes CAPE, allerdings kaum Scherung - von daher sollten sowohl das Hagelrisiko als auch der Organisationsgrad begrenzt sein). Am Abend bzw. in der Nacht zum Mittwoch klingen Schauer/Gewitter meist wieder ab. Im Nordwesten nähert sich die dem Trog vorgelagerte Kaltfront, die zu einem Tief in der Norwegischen See gehört. Die Bewölkung nimmt ganz im Nordwesten etwas zu, sonst meist gering bewölkt bis klar. Am Mittwoch setzt sich der zyklonale Einfluss der Tiefdruckrinne bzw. der flachen Tiefdruckzone in ganz Deutschland durch. Der atlantische/westeuropäische Trog kräftigt sich etwas in Richtung Iberische Halbinsel. Damit steilt die Strömung noch etwas auf und dreht zunehmend auf südwestliche bis südliche Richtungen, der Zustrom heißer, subtropischer Luftmassen verstärkt sich weiter. Die Temperaturen in 850 hPa steigen auf 17 bis 18 Grad ganz im Norden und bis etwa 23 Grad im Südwesten. Im Nordwesten gehen sie mit weiterer Annäherung bzw. in der Nacht zum Donnerstag mit Übergreifen der Kaltfront allmählich zurück. Mit Ausnahme des äußersten Nordens und Nordwestens somit weiterhin hohe Wärmebelastung bei Höchstwerten zwischen 30 und 36 Grad, im Südwesten wohl um 38/39 Grad. In der heißen, labilen Luftmasse lebt im Tagesverlauf die Schauer- und Gewittertätigkeit wieder deutlich auf, lokal mit unwetterartigen Entwicklungen, Schwerpunktsetzung schwierig/unsicher. Im Nordwesten zum Abend an der Kaltfront schauerartiger Regen, vorderseitig (in der heißen, labilen Luftmasse) teils kräftig und gewittrig, nachts über dem Norden ostwärts ausbreitend. Erhöhte Scherungswerte deuten auf zunehmende Hagelgefahr sowie erhöhten Organisationsgrad hin. Rückseitig der Front auf Nordwest drehender und auflebender Wind, an den Küsten starke bis stürmische Böen. Am Donnerstag verlagert sich der Trog über dem Norden unter Wellenlängenverkürzung ostwärts, die flache Tiefdruckzone/-rinne verlagert sich ebenfalls ostwärts, die Kaltfront südostwärts und liegt dann über der Mitte Deutschland. Rückseitig steigt im Westen und Nordwesten der Luftdruck, mit einfließender kühlerer, stabilerer Luft beruhigt sich dort das Wetter. Der Wind dreht auf Nordwest bis Nord, im Küstenumfeld in Böen stark bis stürmisch auflebend. Vorderseitig der Front im Süden und Südosten dominiert weiterhin die feucht-labile, subtropische Luftmasse. Dadurch Entwicklung einiger Schauer/Gewitter, lokal kräftig bis unwetterartig. Im Frontbereich eventuell auch mit etwas erhöhtem Organisationsgrad (etwas Scherung) und neben Starkregen dann auch erhöhtes Hagelpotenzial. Mit Annäherung eines Kurzwellentroges voraussichtlich auch nachts nicht so rasch abklingend. Am Freitag amplifiziert der Trog über dem Ostatlantik gen Iberische Halbinsel, über die südlichen Landesteile Deutschlands läuft eventuell ein kurzwelliger Troganteil von West nach Ost. Im Norden ist die Strömung eher zonal, am Boden leichter Hochdruckeinfluss. Eine Luftmassengrenze trennt mäßig-warme, relativ stabile Luft im Norden von der feucht-labilen, warmen subtropischen Luftmasse im Süden. Dementsprechend herrscht im Norden und wahrscheinlich der Mitte weitgehend störungsfreies Wetter, im Süden entwickeln sich im Tagesverlauf erneut Schauer und Gewitter, die in der recht labilen und feuchten Luftmasse lokal kräftig (ggf. auch unwetterartig) ausfallen können. Nachts mit Abzug des Kurzwellentroges nach Osten abklingende Schauer/Gewitter. In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag zeigt sich über Westuropa bzw. dem nahen Ostatlantik/Biskaya eine neuerliche Austrogung und ein gewisses Aufsteilen der Strömung (Drehung auf Südwest bis Süd), damit verstärkt sich zum einen der Zustrom der heißen, subtropischen Luftmasse wieder (wie weit nordwärts ausgreifend ist unsicher), zum anderen dominiert ein eher zyklonales Umfeld (insgesamt flache Luftdruckverteilung, dabei insgesamt eher leichter Tiefdruckeinfluss, Trogvorderseite) und damit ein weiterhin bestehendes Schauer- und Gewitterrisiko, mindestens lokale Unwetter nicht auszuschließen. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist zunächst sehr gut, ab Mittwoch wird das Übergreifen des atlantischen Langwellentroges zunehmend unterschiedlich simuliert. Die Unterschiede beziehen sich dann zunächst auf das Timing, zum Donnerstag auch zunehmend auf die Ausprägung des Troges. Die neueren Modellläufe sind dabei zum einen langsamer als auch weniger markant aufgestellt. Der gestrige IFS-Modellauf zeigte einen relativ kräftigen Trogdurchgang. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Hinsichtlich der prinzipiellen Wetterentwicklung besteht relative Einigkeit in der Modellwelt bis einschließlich Mittwoch. Mit Blick auf die Temperaturen zeigt sich allerdings, dass das IFS mit der erwarteten Hitze noch am zurückhaltendsten umgeht. Sowohl ICON als auch GFS sind diesbezüglich noch forscher aufgestellt. Ab Donnerstag zeigen sich auch im Vergleich von IFS zu ICON und GFS zunehmende Unterschiede: beide "Alternativmodelle" sind etwas zyklonaler und progressiver aufgestellt. Die Grundannahme für die erweiterte Mittelfrist einer tendenziell zyklonal geprägten Witterung wird gestützt. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Die Clusteranalyse des IFS zeigt im ersten Zeitraum von Montag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+72 bis +96 h) fünf Cluster mit 15, 11, 10, 9 und 6 Membern (Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1). Für Deutschland lässt sich dabei keine Prognoserelevanz erkennen. Im Folgezeitraum von Mittwoch 00 UTC bis Freitag 00 UTC (+120 bis + 168 h) sind zwei Cluster mit 29 bzw. 22 Membern im Angebot (Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1). Es werden leichte Unterschiede in Timing und Ausprägung des Langwellentroges gezeigt, grundsätzlich ist der Ablauf aber ähnlich, so dass mit Blick auf den zeitlichen Horizont dieser Vorhersagen auf eine Beschreibung im Detail verzichtet wird. Die erweiterte Mittelfrist ab Samstag (+192 h) liefert nur einen Cluster mit tendenziell zyklonal geprägter Witterung. Die Rauchfahnen sind in Bezug auf die Temperatur in 850 hPa und das Geopotenzial bis einschließlich Mittwoch ziemlich gut gebündelt: etwa gleichbleibendes Geopotenzial, ansteigendes Temperaturniveau. Ab Donnerstag zunehmender Spread, dabei aber recht eindeutiger Temperaturrückgang, der im Norden deutlicher ausfällt als im Süden. Auch beim Geopotenzial in 500 hPa zunehmender Spread und insgesamt voraussichtlich leichter Rückgang. Zur erweiterten Mittelfrist erhöhte Wahrscheinlichkeiten für wieder ansteigende Temperaturen, wenig geändertes Niveau des Geopotenzials. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Hitze: Große Wärmebelastung, zu Wochenbeginn dabei noch zunehmende Wärmebelastung bis in den Norden. Höhepunkt Dienstag/Mittwoch. Nachfolgend von Nordwesten Entspannung, im Süden/Südosten aber voraussichtlich auf etwas geringerem Niveau anhaltend. Gewitter (lokal Unwetter): Am Montag vor allem im südlichen Bergland (Schwarzwald/Alpen) wieder lokale Schauer/Gewitter, Risiko mit Annäherung einer Tiefdruckrinne von Frankreich her am Dienstag und Mittwoch zunehmend. In Anbetracht der Luftmasse lokal auch Unwetter vor allem hinsichtlich Starkregen wahrscheinlich, EFI/EPS-Signale dabei aber noch sehr dürftig. Die Wetterumstellung im Laufe des Donnerstags geht voraussichtlich gebietsweise mit einer erhöhten Unwettergefahr bezüglich Starkregen und dann auch Hagel einher. EFI-Signale für erhöhte Regenmengen im Nordwesten. Am Freitag Stabilisierung, im Süden aber voraussichtlich kein komplettes Ausräumen der instabilen Luftmasse: erneut teils kräftige Gewitter. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, bzgl. Temperatur eher MOS-Mix oder ICON ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger