S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Samstag, den 04.05.2024 um 10.30 UTC Nach kräftigen Niederschlägen zunehmend Hochdruckeinfluss bei tagsüber milden Temperaturen. Zum folgenden Wochenende erneuter Kaltlufteinbruch möglich, aber fraglich. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 11.05.2024 Der Mittelfristzeitraum, der aktuell die Himmelfahrtswoche umfasst - interessant ist hier ja vor allem der Donnerstag - startet zunächst mal ziemlich nass. Und das vor allem in der Mitte und dem Süden des Landes. Die Rede ist dabei zunächst einmal vom Dienstag. Dieser begegnet uns recht gradientarm. Gerade am Boden herrschen recht homogene Druckverhältnisse. Auch in 500 hPa ist nicht allzu viel los. Hier erregt vor allem noch ein abgetropftes Höhentief mit Zentrum über Zentralfrankreich Aufmerksamkeit. Westlich davon baut sich über dem Atlantik ein Rücken auf, während über Island und über Nordostskandinavien bzw. westlichem Russland zwei Austrogungen das Bild bestimmen. Deutschland liegt genau dazwischen in einem nahezu gradientlosen Scheitelpunkt. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht: Aus dem synoptischen Kurzfristzeitraum heraus befindet sich quer über Deutschland noch eine flache Tiefdruckrinne, die mit etwas milderer und sehr feuchter Luft aufgefüllt ist. In Kombination mit kurzwelligen Troganteilen des bereits erwähnten Höhentiefs über Frankreich ist diese Rinne entsprechend wetteraktiv. Vor allem in der Mitte und dem Süden Deutschlands kommt es dabei zu teils länger anhaltenden und mitunter kräftigen Regenfällen. Die Luftmasse ist zwar nur leidlich labil geschichtet, hier und da können aber eingebettete schauerartige Verstärkungen für größere Regenmengen sorgen. Etwaige Gewitter spielen dabei aber nur höchstens eine untergeordnete Rolle. Es bleibt fraglich, ob es überhaupt blitzt. Im weiteren Laufe der kommenden Woche zieht das Höhentief südostwärts Richtung zentrales Mittelmeer. Von Westen rückt der Höhenkeil des Atlantiks näher und intensiviert sich dabei, was die Frontalzonenaktivität über Nordeuropa weiter verstärkt, dargestellt durch Zunahme von Temperatur- und Druckgradienten. Eine erste Keilachse erreicht dabei Deutschland und sorgt dafür, dass das Wettergeschehen zunehmend antizyklonalen Charakter annimmt. Auch bodennah stellt sich das Geschehen entsprechend um. Es baut sich ein umfassendes Hoch bei den Britischen Inseln auf, dessen Ausläufer sich nach Osten über Deutschland hinweg erstrecken und eine Brücke bis nach Russland aufbauen, wo ein zweiter ausgeprägter Hochdruckkern liegt. Summa Summarum führt das zu nachlassenden Niederschlägen, die sich mit zunehmend nördlicher Strömungskomponente an den Alpenrand zurückziehen, dort aber wiederum staubedingt noch länger anhalten. Dafür gehen die Temperaturen Tag für Tag sukzessive nach oben und erreichen Werte zwischen 20 und 25 Grad. Am Freitag und Samstag bleibt die Hauptachse des Höhenrückens über Westeuropa liegen und erstreckt sich dort bis in hohe Breiten. Der vorderseitige Sekundärrücken, der zunächst u.a. über Deutschland Platz gefunden hatte, baut sich durch zunehmend vorherrschende Kaltluftadvektion ab. Dies fördert umgekehrt das Ausgreifen des noch immer über Skandinavien liegenden und mit viel Kaltluft gefüllten Langwellentrogs nach Süden. Dieser kommt am folgenden Wochenende etwa bis zur Mitte Deutschlands heran und sorgt im Zuge der daran gekoppelten Kaltfront erneut für Niederschläge. Mit bis zu -2 Grad in 850 hPa ist die Luftmasse für die allmählich Richtung Sommer zeigende Jahreszeit ziemlich kühl. Dementsprechend geht es möglicherweise auch mit den nächtlichen Tiefstwerten nochmals ordentlich in den Keller. Gezeigt werden Werte im niedrigen einstelligen Bereich. Die Frostwahrscheinlichkeit ist aber sehr gering. Dafür ist die Jahreszeit nun doch schon weit genug fortgeschritten und die Luftmasse selber nicht kalt genug. Davon abgesehen ist diese Entwicklung auch noch mit allerhand Unsicherheiten behaftet. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die Tendenz zum Kaltlufteinbruch am folgenden Wochenende zeichnet sich im IFS erst in den letzten beiden Läufen ab. Vorher geht die Tendenz eher in Richtung Verlagerung des Höhenrückens nach Mitteleuropa, was zur Fortsetzung des ruhigen Hochdruckwetters bei etwas milderen Temperaturen führen würde. Davon abgesehen zeigen sich kaum nennenswerte Diskrepanzen zwischen den Modellläufen. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Grundsätzlich zeigen die Globalmodelle bis zum Ende der kommenden Woche ähnliches und weisen damit eine verhältnismäßig hohe Konsistenz auf. Nennenswerte Unterschiede gibt es erst mit Beginn der erweiterten Mittelfrist zu Beginn des folgenden Wochenendes. Der erläuterte Kaltlufteinbruch im Kontext eines skandinavischen Langwellentroges ist dabei noch keineswegs in trockenen Tüchern. Vielmehr zeigen ICON und GFS eher eine Progression des atlantischen Höhenrückens nach Zentraleuropa und ein deutlich östlicheres Abtropfen des Troges. Wohin die Reise geht, bleibt hier also noch abzuwarten. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Das ECMWF-EPS zeigt bis zum Beginn der erweiterten Mittelfrist homogene Verläufe von Temperatur- und Geopotentialverteilung. Auch die Niederschlagssignale sind als recht sichere Prognose zu interpretieren. Erst gegen Ende des Mittelfristzeitraums zeigen sich die erläuterten Diskrepanzen in Form einer bifokalen Verteilung der Member in kalte (Austrogung) und warme (Höhenkeil) Lösungen. Dabei überwiegen insgesamt die warmen Lösungen, wobei sich der aktuelle Hauptlauf nicht so recht entscheiden kann und teilweise zwischen den beiden Modi herumspringt. Bei den GFS-EPS fällt auf, dass der operationelle Hauptlauf in der erweiterten Mittelfrist ebenfalls einen signifikanten Kaltlufteinbruch simuliert, damit aber völlig alleine dasteht und somit einen Ausreißer darstellt. Die weiteren Member, insbesondere der Kontrolllauf, zeigen deutlich mildere Szenarien. Dementsprechend gering sind auch die Signale für neuerliche Niederschläge am folgenden Wochenende. Die Hochdruckperiode im Laufe der kommenden Woche wird dagegen einheitlich gezeigt. Bis t+196h zeigen die Cluster des IFS ausschließlich eine Lösung, die in das Regime "Atlantischer Rücken" einzuordnen ist. Dieses Muster wurde entsprechend auch im Text bereits beschrieben. Danach werden bis t+240h drei Cluster gebildet, bei denen die ersten beiden die große Mehrheit der Member enthalten und grundsätzlich eine Fortsetzung des Blockings beinhalten. Cluster #3 (11 Member) zeigt dagegen tiefes Geopotential über Nord- und später auch über Mitteleuropa und simuliert einen Rückzug hohen Geopotentials in den Mittelmeerraum. Dementsprechend wird diese Lösung als "+NAO" klassifiziert. Fazit: Nach anfänglicher Tiefdruckrinne mit reichlich Regen, der außer dem Norden viele Teile Deutschlands betrifft, setzt sich ausgehend von den Britischen Inseln zunehmend Hochdruck durch. Dieser wird erst am Ende der kommenden Woche angegriffen. Dabei steht ein neuerlicher Einbruch polarer Kaltluft im Raum, der uns am folgenden Wochenende erreichen könnte. Allerdings sind hierbei die Unsicherheiten noch sehr groß, genauso gut könnte die Hochdruckneigung mit milderen Temperaturen weiter erhalten bleiben. Tatsächlich scheinen aber der Himmelfahrtstag sowie der darauffolgende Freitag, der sicherlich weithin als Urlaubs- bzw. Brückentag genützt wird, zu den freundlichsten und schönsten Tagen der kommenden Woche zu gehören. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Am Dienstag und eventuell auch Mittwoch zeigen die Ensemblerechnungen geringe Wahrscheinlichkeiten für das Erreichen markanter Warnschwellen für Starkregen im 6-stündigen Bereich sowie Dauerregen im 12- bis hin in den 48-stündigen Bereich. Betroffen hierbei sind die Mitte und der Süden, wobei die Wahrscheinlichkeiten in Alpennähe am größten erscheinen. Darüber hinaus werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage ECMWF, ECMWF-EPS, ICON, ICON-EPS, GFS-EPS, COSMO-LEPS ________________________________________________________ VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch