S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Samstag, den 04.02.2023 um 10.30 UTC Meist ruhiges Spätwinterwetter. In den Nächten frostig, im Bergland und über Schnee strenger Frost. Sonst keine markante Wettergefahren. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 11.02.2023 Am Dienstag liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der sich vom Seegebiet knapp nördlich der Azoren leicht gekrümmt bis nach Karelien erstreckt. Dieser Keil wird von einem Langwellentrog über Osteuropa und Höhentiefs südlich der Ostalpen und über den Pyrenäen flankiert, wodurch sich eine relativ stabile Lage ergibt. Das korrespondierende kräftige Bodenhoch hat sich über Mitteleuropa etabliert. Mit dem Schwenken des östlichen Teils des Höhenkeils nach Westrussland verlagert sich das Bodenhoch mit seinem Schwerpunkt unter weiterer leichter Kräftigung nach Polen und Weißrussland, ohne dass die Luftdruckgegensätze über Mitteleuropa nennenswert zunehmen. An beiden Tagen sind nur niedrige einstellige Temperaturmaxima zu erwarten. In Teilen Süddeutschlands sowie im Bergland hält sich leichter Dauerfrost. In den Nächten stellt sich durchweg leichter bis mäßiger, im östlichen und süddeutschen Bergland sowie über Schnee strenger Frost ein. Am Donnerstag wird ein in der weit nördlich liegenden Frontalzone eingelagerter Trog ins Nordmeer gesteuert. Das korrespondierende Tief entwickelt sich zu einer Orkanzyklone (Kerndruck unter 935 hPa), die in die Barents-See gelangt. Deren Fronten streifen allenfalls den Nordwesten und Norden Deutschlands mit lockeren Wolkenfeldern, aber ohne Niederschlag. Eine Winddrehung auf Südwest bewirkt dort einen leichten Temperaturanstieg. Dem Trog folgt am Freitag ein von einem Höhenhoch (mit Omega-Struktur) westlich der Bretagne ausgehender Höhenrücken. Zusätzlich durch Kaltluftadvektion gestützt entwickelt und kräftigt sich erneut ein Bodenhoch, das sich mit seinem Schwerpunkt von Frankreich nach Deutschland verlagert. Hierdurch dauert das ruhige Winterwetter an. Lediglich der Nordwesten und Norden wird aufgrund der Nähe zur Frontalzone von lockerer Bewölkung gestreift. Am Samstag erfolgt durch Absinken, ferner durch leichte Warmluftadvektion oberhalb der Grundschicht ein leichter Temperaturanstieg. Dieser sollte sich in Bodennähe sowohl tagsüber als auch in den Nächten in Form von einer leichten Frostabschwächung etwas bemerkbar machen. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich das Omega-Hoch unter Umwandlung in einen Höhenkeil über Deutschland hinweg nach Südosteuropa, wobei die Keilachse "zurückhängt" und über Polen hinweg nach Ostgrönland gerichtet ist. Hierdurch wird der antizyklonale Einfluss am Leben gehalten. Wenngleich sich zu Wochenbeginn eine schwache süd-südwestliche Strömung einstellt, haben frontale Prozesse keine Chance, auf Mitteleuropa überzugreifen. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modellauf im Vergleich zu den gestrigen Simulationen konsistent. Ab Freitag wird von der aktuellsten Modellrechnung das sich erneut entwickelnde Hoch kräftiger simuliert. Nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf wäre dieses Hoch erst am Samstag ins Spiel gekommen. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sehen die beiden 00 UTC-Läufe ein kräftiges Hoch über Mitteleuropa, wogegen der gestrige 12 UTC-Lauf einen schwachen Trog über Südskandinavien ostwärts ziehen lässt, wahrscheinlich aber, ohne dass Niederschläge den Norden Deutschlands erfassen. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Bis einschließlich Mittwoch stützen die verfügbaren Modelle die oben beschriebene Entwicklung. Bis dahin lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Danach kristallisieren sich drei Szenarien heraus. Zum einen ICON und GFS. Vom dem in der Frontalzone nach Osten am Donnerstag ablaufenden Trog ist bei beiden Modellen nicht viel zu sehen. Vielmehr wird das Hoch von einem über den Alpenraum hinweg sich westwärts verlagernden Kaltlufttropfen "unterwandert". An dessen Nordflanke erfolgt Druckfall, wodurch im Osten Deutschlands eine markante Gradientzunahme (mit Sturmböen auf Alpengipfeln und im östlichen Bergland) erfolgen würde. Beide Modelle zeigen bis Samstag eine Verlagerung des Bodenhochs mit seinem Schwerpunkt zur nördlichen Ukraine und somit über dem Vorhersagegebiet eine südöstliche bodennahe Windkomponente mit kalter unterer Troposphäre. Allerdings ist das GFS von der extrem kalten Version, die in weiter zurückliegenden Modellläufen zu sehen war, abgerückt. Als zweites Szenario ist das oben beschriebene zu nennen, wobei dieses von UK10 gestützt wird. Letzteres zeigt aber im Norden Deutschlands eine ausgeprägte Gradientzunahme mit westlicher Strömung, die ab Freitag Sturmböen an der Küste (nur bei UK10, nicht bei EZMW) und Windböen bis weit ins nördliche Binnenland hinein mit sich bringen würde. Ein drittes Szenario hat das Modell des kanadischen Wetterdienstes zu bieten. Demnach würde der in der Frontalzone ablaufende und den Norden Deutschlands streifende Trog (siehe oben beschrieben Entwicklung) mit einem südlich des Hochs von osten übergreifenden Kaltlufttropfen interagieren, wodurch nicht nur die untere Troposphäre kalt bliebe, sondern vor allem im Süden Deutschlands auch erneut Niederschläge zu erwarten wären, die durchweg als Schnee fallen würden. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich zwar neben EZMW auch nach GFS eine schwache süd-südwestliche Strömung ein, aber nach GFS wird die Erwärmung in der unteren Troposphäre durch den sich dann zur Ostsee verlagernden Kaltlufttropfen ausgebremst. Nach dem kanadischen Modell löst sich der Kaltlufttropfen wieder von der Frontalzone, verlagert sich ins westliche Mittelmeer und dockt dann auf einen auf Westeuropa übergreifenden Trog an. Wie bei den anderen Vorhersagemodellen kommt auch beim Modell des kanadischen Wetterdienstes eine schwache süd-südwestliche und im Osten eher südöstliche bodennahe Windkomponente zustande. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Das EPS des GFS stützt bis einschließlich Samstag weitgehend die Version des hauseigenen deterministischen Modells. Danach wird der sich von Westen regenerierende antizyklonale Einfluss stärker betont (ähnlich wie EZMW, aber mit einem etwas weiter nördlich ansetzenden Hoch) als dass dies beim Hauptlauf der Fall ist. Insgesamt ist der Spread relativ gering, extrem "kalte" Einzellösungen sind nicht mehr zu finden. Nennenswerte Signale für Niederschlag erscheinen erst mit dem schwindenden Hochdruckeinfluss beginnend ab der zweiten Februarhälfte. Das EPS des EZMW lässt im Gegensatz zum Hauptlauf den Höhenrücken nicht so rasch nach Osten schwenken, so dass der antizyklonale Wettercharakter auch über den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinaus bestehen blieben würde. Eine Lage der Frontalzone über Nordeuropa wäre demnach am wahrscheinlichsten. Der Spread nimmt über den gesamten Vorhersagezeitraum hinweg kontinuierlich zu, wobei dann eher zum zweiten Februarwochenende hin die beiden ungestörten Läufe an der warmen Seite der Verteilung der Einzellösungen zu finden sind. Signale für geringe Niederschläge werden nur von Einzellösungen gezeigt. Vier Fünftel der Member, die in zwei Clustern zusammengefasst werden, stützen die oben beschriebene Version. Das mit 10 Membern schwächer besetzte Cluster ähnelt der Variante des kanadischen Modells. Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt durchweg antizyklonale Strömungsmuster, wobei das Hoch bzw. die Brücke zunächst über Deutschland liegt und später ost- bis südostwärts bzw. mit deren Achse in den Alpenraum verlagert. Somit dürfte das ruhige Winterwetter während des gesamten Vorhersagezeitraumes andauern, ohne dass extreme Kälte zu erwarten wäre. Hierzu müsste das Bodenhoch über Fennoskandien und Nordwestrussland liegen, aber dies wird von keinem Modell und auch von keinen EPS-Member gezeigt. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Am Dienstag und Mittwoch ist jeweils in den Nächten und in den Frühstunden im östlichen, süddeutschen und zentralen Bergland sowie in Gebieten mit Schneedecke strenger Frost unter -10 Grad zu erwarten, sonst bestehen keine markanten Wettergefahren. In den Folgenächten und jeweils in den Frühstunden muss am Alpenrand und in den östlichen Mittelgebirgen weiterhin mit strengen Frösten bis deutlich unter -10 Grad gerechnet werden. In den zentralen und südwestdeutschen Mittelgebirgen wird die Wahrscheinlichkeit für strengen Nachtfrost zusehends geringer. Ansonsten sind sehr wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage Anfangs MOS, ab der Wochenmitte EPS, nächtliche Tiefsttemperaturen eher im unteren Drittel der Verteilung der Einzellösungen. MOS ist hier zu warm. ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann