S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 02.04.2025 um 10.30 UTC In der Westhälfte ruhiges und meist trockenes Hochdruckwetter, nach Osten leicht unbeständig mit etwas Schnee im Bergland, anfangs regional windig. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 09.04.2025 Wer gewinnt den Einfluss über Mitteleuropa im mittelfristigen Prognosezeitraum? Am Wochenende zum Start in den mittelfristige Zeitraum stehen sich antizyklonal und zyklonal geprägte Wetterlagen gegenüber. Demnach duellieren sich die die Wetterlage NEz auf der einen und Nea, HNFa bzw. HNa auf der anderen Seite, wobei die antizyklonalen Lagen etwa zweidrittel der Member auf sich vereinen. Je nachdem welche Strömungsbedingungen sich durchsetzen, ist in größeren oder weniger großen Teilen von Deutschland mit leichten schauerartigen Niederschlägen zu rechnen. Zur neuen Woche wird der zyklonale Anteil schließlich deutlich zurückgedrängt. Demnach müssen sich die unterpräsentieren Wetterlagen NEz und NWz gegen eine Schar an antizyklonalen Wetterlagen (NEa, Na, HB, HM) behaupten, bekommen am Mittwoch noch signifikante Unterstützung durch Nz. Doch schauen wir uns die neuste Berechnung des IFS mal genauer an. Am Samstag und Sonntag zum Start in den mittelfristigen Zeitraum zeigt der aktuelle IFS-Lauf ausgehend vom zentralen Mittelmeerraum einen stark nordnordwestwärts amplifizierten Rücken, der von der Adria bis nach Nordspanien seine Schwachstelle hat und bei den Shetland Inseln das Höhenhoch aufweist. Am Sonntag bleibt das Höhenhoch fast ortsnah sitzen (Schottland), nur der Rücken bäumt sich nun von der Iberischen Halbinsel nun nordwärts auf. Demgegenüber kann sich von Nordwestrussland ein Trog geringer Wellenlänge mit seiner Achse südwestwärts bis nach Österreich erstrecken und am Sonntag über der Ukraine ein eigenständiges Höhentief abspalten. Dabei sind Trog und Höhentief in einen breiten Langwellentrog über weiter Teile Ost- und Südosteuropas eingebettet. Deutschland liegt demnach in einer nördlichen Höhenströmung, die vor allem in der Osthälfte leicht zyklonale Bedingungen aufweist. Bodennah korreliert das Höhenhoch mit einem mächtigen Bodenhoch westlich von Norwegen, welches eine großräumige Hochdruckzone von Island bis zu den Alpen und vom Nordostatlantik bis nach Nordwestrussland aufspannt. Resultierend sind bodennah in Deutschland antizyklonale Bedingungen prägend. In die hochreichende nordöstliche bis nördliche Grundströmung ist eine wenig wetteraktive Kaltfront eingelagert, mit der kalte Luft sibirischen Ursprungs ins Land gelangt, sodass die Temperaturen in 850 hPa Werte zwischen +2 und -11 Grad erreichen. Der Hebungsantrieb hierzulande ist aufgrund des Hochs jedoch stark limitiert und ist PVA gestützt eher vom Baltikum über Polen bis nach Tschechien ausreichend groß, um signifikante Niederschläge zu generieren. In Deutschland werden derzeit allenfalls an den Alpen und im Erzgebirge geringe schauerartige Niederschläge sowie im Oder-Neiße-Umfeld einzelne Schnee- oder Schneeregenschauer gezeigt. Ansonsten sorgt der hohe Luftdruck weiter für ruhiges und freundliches, aber kühleres Wetter. Auch der Wind frischt am Samstag im Osten durchaus stärker auf und kann in besagter Region die eine oder andere warnwürdige steife Böe bringen. Nach Westen spielt der wind Allenfalls im Bergland eine Rolle, wo dieser stark böig daherkommen kann. Am Sonntag kann der Nordostwind schließlich wieder die Bise im Südwesten auslösen, wo zwischen Schwarzwald und Hochrhein sowie Bodensee und Teilen vom Saarland bzw. RP steife, exponiert stürmische Böen auftreten können. Auch von Montag bis Mittwoch sind die Veränderungstendenzen der Troposphäre noch stark eingeschränkt. Resultierend ist von Nordwestafrika über die Iberische Halbinsel hinweg bis nach Island ein Rücken zu verzeichnen, der sich nach vorübergehender Schwächung erneut stärkt und schließlich nordwestlich von Irland ein neues kräftiges Höhenhoch zeigt. Korrelierend dazu bleibt auch das Bodenhoch über den Britischen Inseln und der Nordsee erhalten. Entsprechend würde Deutschland weiter auf der Ost- bzw. Südostflanke des hochreichenden Hoch liegen. Da auch der Langwellentrog über Osteuropa erhalten bleibt, der sich von Skandinavien bis in den zentralen und östlichen Mittelmeerraum erstreckt und bodennah eine Tiefdruckzone von Russland bis nach Polen sowie südwärts bis zum Schwarzen Meer generiert, sitzt Deutschland zwischen den Stühlen. Während die Westhälfte vom Hoch überwiegend antizyklonal geprägt wird, können in der Osthälfte kurzwellige Anteile in der Höhe (PVA) und bodennahe Störungen (Konvergenzen, Okklusionen) durchaus ausreichend Hebungsimpulse erzeugen und schließlich schauerartige Niederschläge auslösen. Aufgrund der nördlichen Strömung gelangt zunächst auch weiter kalte Luft polaren Ursprung ins Land, sodass die Temperaturen in 850 hPa zwischen 0 und -7 Grad mit den tieferen Werten im Osten, verharren. Erst ab Mittwoch erreicht das Land, um das Hoch herum, zunehmend erwärmte Polarluft, sodass die Werte in 850 hPa auf +4 bis -5 Grad etwas ansteigen. Aufgrund des Temperaturniveaus fallen die angesprochenen Niederschläge in höheren Lagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge sowie an den Alpen als Schnee, in tiefen Lagen aber meist als Regen, wenngleich bei kräftigen Schauern durchaus auch dort die eine oder andere Schneeflocke gesichtet werden kann. In der Westhälfte sorgt das Hoch dagegen für einen freundlichen und meist trockenen Wettercharakter, bei dem vor allem im Westen und Nordwesten auch länger die Sonne scheint. Der Wind weht meist schwach bis mäßig und kann zeitweise im Osten und Südwesten stark böig auffrischen. Erst ab Donnerstag in der erweiterter Mittelfrist scheint das Hoch hierzulande generell an Einfluss zu verlieren und bei einer nordwestlichen Strömung kurzwelligen Anteilen bzw. Kurzwellentrögen freie Fahrt zu geben. Schauen wir also mal. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die großskaligen Geopotential- und Luftdruckmuster werden von den vergangenen IFS-Läufen vergleichbar simuliert, vor allem der gestrige 12 UTC und der heutige 00-UTC-Lauf beschreiben über den gesamten mittelfristigen Zeitraum auch im Detail kaum nennenswerte Unterschiede. Resultierend kann bis einschließlich Montag von einer sehr guten, danach von einer recht gute Konsistenz innerhalb des IFS ausgegangen werden. Am Dienstag weicht allenfalls der gestrige 00-UTC-Lauf von seinen Nachfolgern etwas ab, indem dieser von Nordwestafrika über die Iberische Halbinsel bis ins Seegebiet von Island stark amplifizierten Rücken mit Höhenhoch westlich der Bretagne zeigt, während die neusten Läufe ein stärkeres Höhenhoch nordwestlich von Irland setzen. Bodennah konnte der zyklonale Einfluss korrelierend zu den Höhenprozessen gestern also noch weiter westlich ausgreifen und weite Teile Deutschlands beeinflussen, während die neueren Läufe eher gerade, teils antizyklonal geprägte Bedingungen aufweisen. Entsprechend waren die Hebungsprozesse und potentielle Niederschläge im Südosten und Osten gestern noch signifikanter als mit den neuen Berechnungen. Ob das neue kleine Randtief bei Dänemark im neusten Lauf deutlicheren Einfluss auf das Wetter im Nordosten bekommt, muss aber abgewartet werden. Auch am Mittwoch und Donnerstag weichen die neusten Läufe von dem gestrigen 00-UTC-Lauf ab, indem sie das Höhenhoch westlich von Irland stabil halten. Allenfalls der Nordosten kann bei zyklonalen Strömungsbedingungen schon von Störungen tangiert werden. Erst in der erweiterten Mittelfrist ab Freitag schreitet auch der neuste Lauf signifikant andere Wege als die Vorgänger. Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass bei recht guter Konsistenz sich vor allem die letzten beiden IFS-Läufe kaum unterscheiden und hierzulande aufgrund zyklonaler Strömungsbedingungen auf der Südwestflanke des Hochs bevorzugt im Osten und Südosten ab und an geringe, schauerartige Niederschläge möglich sind. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Auch andere Globalmodelle (ICON, GFS, UK10) simulieren die großskalige Geopotential- und Luftdruckverteilung bis einschließlich Montag vergleichbar zum IFS. Selbst im Detail gibt es bis dahin kaum nennenswerte Unterschiede. Ab Dienstag weichen Amplitude, Wellenlänge sowie die Lage der Druckmaxima zunehmend voneinander ab. Je nachdem wie die Kombination von Rücken und Langwellentrog liegen, ist Deutschland mehr oder weniger stark von den jeweiligen Systemen beeinflusst. Auch wenn die Lage des Höhenhochs und des Höhentiefs zwischen den Modellen leicht abweichen, weisen GFS, UK10 und IFS hierzulande vergleichbare Strömungsbedingungen auf. Allenfalls das ICON ist zonaler aufgestellt. Resultierend sind bei IFS, GFS und UK10 in der gesamten Osthälfte schauerartige Niederschläge möglich, während ICON diese überwiegend in den Südosten schiebt. Bezüglich der Bewölkung gehen derzeit UK10 und IFS sowie GFS und ICON einen gemeinsamen Weg. IFS lässt am Dienstag Quellbewölkung nahezu im ganzen Land zu, während ICON und GFS nur in der Südosthälfte dichtere Bewölkung prognostizieren. Bei den Temperaturen sowie der Windentwicklung gibt es zwar geringe Unterschiede der Spitzen, grundsätzlich sind die Simulationen aber vergleichbar. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland weisen über den gesamten mittelfristigen Zeitraum einen vergleichbaren, aber durchaus nennenswerten Spread (rund 8-12 Grad, 15-20 hPa) von Temperatur in 850 hPa und Geopotential in 500 hPa auf. Zwar definieren die Mehrzahl der Member über den mittelfristigen Zeitraum ein Bereich hoher Auftrittswahrscheinlichkeit (Spread 3-5 Grad, rund 5-10 hPa), in welchem überwiegend auch der Hauptlauf zu finden ist, dennoch spannen bei der Temperatur einzelne Member vor allem am Sonntag und Montag den EPS-Raum hin zu wärmeren und beim Geopotential hin zu tieferem Geopotential auf. Entsprechend kann insgesamt nur von einer mäßigen Prognosegüte ausgegangen werden. Bei der Einordnung des IFS-EPS in Grundmuster wird im Zeitraum von +72h bis +96h nur eine Lösung benötigt, um die Unsicherheiten im EPS-Raum zu beschreiben. Dieses Cluster wird dabei komplett dem Schema Blocking zugeordnet. Im Zeitraum von +120 bis +168h erklären insgesamt vier Muster die Unsicherheiten im IFS-EPS. Alle Cluster beschreiben weiter das Schema Blocking. Haupt- und Kontrolllauf werden nur in die dritte Lösung mit insgesamt 14 Member einsortiert. Vor allem das erste Cluster mit 17 Unterstützern zeigt im Vergleich zu den anderen Lösungen einen deutlich kräftigeren Rücken, der den Trog weiter nach Osten schiebt. Entsprechend wären die Niederschlagspotentiale bei dieser Lösung noch geringer als vom Hauptlauf gezeigt. Die zweite Lösung zeigt zu Beginn dieses Zeitraum eine ähnliche Geopotentialverteilung wie Cluster 3 und dem Hauptlauf, wenngleich der Trog bzw. das Höhentief etwas schwächer gesehen werden. Im Verlauf tendiert diese Lösung zu den ICON-Vorgaben mit nennenswerten Niederschlägen vorwiegend im Südosten Deutschlands. Das vierte und letzte Cluster mit 5 Member lässt dagegen das tiefe Geopotential mächtiger, sodass der Rücken bzw. das Höhenhoch nordwestlich verschoben sind. diese Lösung würde hierzulande nahezu landesweit zu einem leicht unbeständigen Wettercharakter führen. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass über das IFS-EPS hinweg eher das hohe Geopotential sowie bodennah der Hochdruckeinfluss über Deutschland dominieren und daher allenfalls im äußersten Osten und Südosten eine gewisse Niederschlagsneigung bestehen würde. In der erweiterten Mittelfrist von +192h bis +240h beschreiben zwei Lösungen die Unsicherheiten im EPS-Raum. Während das zweite Cluster weiter dem Schema Blocking zugeordnet wird, ist Cluster 1 in das Schema eines atlantischen Rückens einsortiert. Entsprechend gilt auch für das Wetter hierzulande schwarz oder weiß bzw. unbeständig oder freundlich und trocken. Dabei steht die erste Lösung mit 28 Member für die unbeständigere Variante und Cluster 2 mit 23 Member für das anhaltende Hochdruckwetter. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen Der EFI des ECMWF zeigt für Samstag im Oder-Neiße-Umfeld bezüglich des vieljährigen Modellklimas etwas überdurchschnittliche Windgeschwindigkeiten sowie für Sonntag und Montag vor allem in der Osthälfte ein etwas zu kaltes Temperaturniveau. WIND: Die Probabilsitik stützt die markante Windspitzen am Samstag im Oder-Neiße-Umfeld mit 2 bis 10% im ICON-EPS und bis 15% beim C-LEPS. Vor allem das ICON-EPS lässt zudem in den Hochlagen der Alpen stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9) mit Werten bis 25% zu. Für steife Böen (Bft 7) die Probabilistik etwa östlich der Elbe 5 bis 50%, beim EZ-EPS bis 75% Wahrscheinlichkeit auf. Am Sonntag zeigt das ICON-EPS in Hochlagen des Schwarzwaldes Wahrscheinlichkeiten von 2 bis 35, exponiert bis 50% für stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8-9), sonst werden vom Hunsrück und dem Saarland bis zum Hochrhein und dem Bodensee 20 bis 60, gebietsweise bis 80% für steife Böen (Bft 7) gezeigt. SCHNEE: In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag gibt es am Erzgebirge und am Alpenrand Hinweise von 20 bis 50% sowie in Ostsachsen und der Lausitz von 5 bis 15, lokal bis 25% für Neuschneemengen bis 5 cm. Am Montag gibt es nochmals geringe Hinweise bis 20% für Neuschneemengen bis 5 cm im Erzgebirge und an den Alpen. Am Montag steigen in den genannten Regionen erneut die Wahrscheinlichkeiten für entsprechende Neuschneemengen auf 10 bis 50%, wobei nun auch wieder im Vorland der Gebirge geringe Hinweise bis 20% existieren. Am Dienstag sind am Alpenrand Wahrscheinlichkeiten bis 70% für Neuschneemengen von 5, am östlichen Alpenrand bis 10 cm zu verzeichnen. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS-EPS, ICON-EPS, anfangs det. ICON/IFS, für TT MosMix (Achtung evtl. Bias wegen Übergangsjahreszeit bei Tmin ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel