S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Samstag, den 02.08.2025 um 10.30 UTC Am Dienstag im Norden stürmisch, gebietsweise Gewitter mit Sturmböen oder schweren Sturmböen und kleinem Hagel. In der Mitte und dem Süden lokal starke Gewitter mit Starkregen und größerem Hagel). Am Mittwoch im Norden und Nordosten noch windig bis stürmisch, an den Küsten Sturmböen, zumeist um West, nachts nachlassend. Dabei aber allenfalls vereinzelt Gewitter. Am Freitag wieder wechselhafter mit Schauern und teils kräftigen Gewittern. __________________________________________________________ Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 09.08.2025 Der Dienstag beginnt mit einem Sturmtief über dem Süden Norwegens, welches bis zum Tagesende die norwegisch-schwedische Grenze erreicht und in der Nacht dann zur nördlichen Ostsee zieht. Das Sturmtief hat am Morgen schon seinen Zenit überschritten, es füllt sich langsam auf, allerdings ist ein Kerndruck von knapp unter 985 hPa durchaus bemerkenswert. Am Mittwochmorgen liegt der Kerndruck nicht nur schon über 990 hPa, das Tief spielt dann in einem mehrkernigen Tiefkomplex auch schon nicht mehr die Hauptrolle. Der mit dem Bodentief verbundene Langwellentrog schwenkt am Tage über den Norden Deutschlands hinweg, in der Nacht zum Mittwoch erreicht seine Achse Polen. Im Norden sorgt die Gesamtsituation für sehr wechselhaftes und windiges Wetter, am Tage sollen Böen der Stärke 7 Bft bis ins Binnenland ausgreifen, an den Küsten sind dann stürmische Böen Bft 8, insbesondere an der Nordsee und dort insbesondere an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste auch Sturmböen Bft 9 angedacht. Wenn es ganz dumm läuft, ist auch mal eine schwere Sturmböen Bft 10 mit dabei. Der Wind kommt dabei aus West, er dreht mit Ostverlagerung des Tiefs an der Nordsee zunehmend auf Nordwest. Dazu greift mit dem Trog Höhenkaltluft auf den Norden über, die Temperaturen in 500 hPa sinken auf unter -20°C, am Abend und in der Nacht im äußersten Norden zeitweise auch unter -22°C. Dem stehen in 850 hPa Werte knapp über 4°C gegenüber, somit herrscht ein veritabler vertikaler Temperaturgradient vor. Zusammen mit der dynamischen Hebung sollte dies für Schauer und Gewitter reichen, die dann (man bedenke den "Grundwind") durchweg das Potential für Sturmböen aufweisen. In der Mitte und dem Süden weht der Wind zwar lebhaft, aber wohl nicht oder nur exponiert warnwürdig. Dort kommt das zum Sturmtief gehörende Frontensystem, genauer gesagt die Kaltfront, nach Südosten voran (T850 vor der Front bis zu 14°C, postfrontal im Nordwesten nur 5°C). Für die Mitte und den Süden bedeutet das Regen, durchaus schauerartig verstärkt oder eventuell auch gewittrig, vielleicht reicht es lokal für Unwetter (Starkregen, größerer Hagel). Am Abend und in der Nacht sehen manche Modelle im Stau der Alpen darüber hinaus eine leichte Niederschlagsakkumulation. Diesbezüglich wären ICON, IFS oder auch UK10 zu nennen (bis 10 l/qm), GFS bricht diesbezüglich mit bis zu 30 l/qm deutlich nach oben aus (Mengen beziffern jeweils den aus der Frontpassage resultierenden Gesamtniederschlag). Weiter nördlich, etwa ab der Mittelgebirgsschwelle und Brandenburg nach Süden (die Modelle erlauben sich auch noch gewisse Phasenunterschiede in der Verlagerung der Front) sollten die Mengen in der Fläche nur um 5 l/qm liegen (mit, wie oben angedeutet, massiv ausgeprägten lokalen Spitzen). Da in der Nacht von Südwesten der Druck steigt, klart es in einem breiten Streifen vom Rhein bis nach Böhmen und zur Neiße Auf, dort kann sich auch etwas Nebel bilden. An den Alpen hält sich noch die frontale Bewölkung, im Norden ziehen weiter Quellwolken durch, wenngleich die Schauer und Gewitteraktivität nachlässt - tagesgangbedingt ebenso wie durch wieder ansteigende 500 hPa-Temperaturen. Tagsüber werden Maxima von bis zu 26°C in der warmen Luft im Süden (T850 bis knapp 15°C) erwartet. An der Nordsee steigen die Werte dagegen teils nicht mal auf 20°C. In der Nacht sollte die Temperaturspanne bei 13 bis 8°C liegen. Am Mittwoch und am Donnerstag prägt der Ableger eines Azorenhochs das Wetter in weiten Teilen des Landes, gestützt von einem sich durch WLA allmählich aufbauenden Höhenrücken. Dies bedeutet über der Mitte und dem Süden trockenes Wetter, über der Mitte gibt es dabei viel, über dem Süden sogar sehr viel Sonne! Der Wind weht schwach, im Tagesverlauf kann er durch etwas Konvektion, die mitunter flache Cummulanten ausbildet, auch mal mäßig auffrischen. Die Sonne erwärmt die eingeflossene Luftmasse am Mittwoch auf 22 bis 26°C, am Donnerstag sogar auf 24 bis 28°C (T850 dann im Süden bis zu 20°C). Dieses schöne Bild greifen der Norden und Nordosten leider nicht auf - zumindest nicht sofort. Vor allem der Mittwoch ist dort noch vom Ostseetief und dem abziehenden Langwellentrog gekennzeichnet. Das bedeutet im Binnenland Böen Bft 7, an den Küsten stürmische Böen Bft 8 (einzelne Sturmböen Bft 9 an der Ostsee nicht ausgeschlossen), die erst am Abend und in der Nacht zum Donnerstag nachlassen. Dazu gibt es Schauer, eventuell auch nochmal ein kurzes Gewitter, die Niederschlagsaktivität beruhigt sich aber am Mittwochabend und in der Nacht zum Donnerstag, so dass der Donnerstag im Norden und Nordosten zumindest wechselhaft und weitgehend trocken werden sollte. Dort steigen die Temperaturen dann auch endlich flächendeckend auf über 20°C. Nachts pendeln sich die Minima zwischen 16 und 10°C ein. Am Freitag nähert sich ein neuer Trog und der Rücken zieht weiter nach Osten. Nach dem IFS-Hauptlauf soll auf Deutschland schon in der Nacht von Südwesten her die Warmfront eines Zentraltiefs über dem Nordmeer übergreifen, am Tage dann von Nordwesten auch die zugehörige Kaltfront, die in der Nacht nach Südosten vorankommt. Allerdings muss man konstatieren, dass die Modellunterschiede zu diesem Zeitpunkt deutlich zunehmen. Letztendlich ist es möglich, aber eben noch nicht sicher, dass in der warmen Luftmasse (T850 im Süden verbreitet über 20°C, lokal an den Alpen bis 25°C) Gewitter auftreten, ebenso wie an der hereinschwenkenden Kaltfront. Die Kaltfront sorgt aber am Tage auf jeden Fall (wann und in welcher Form sie auch immer gedenkt aufzutauchen) im Nordwesten, später in der gesamten Nordwesthälfte für dichte Bewölkung und auch Regen, der wohl bis in die Mitte ausgreifen kann, und nachts dann auch den Südosten erreicht. Die Temperaturen schaffen es von den Niederlanden bis an die Küsten meist auf 20 bis 25°C. Der Südosten soll dagegen sonnig und bis zu 29°C warm werden. Nachts liegen die Minima dann um 11°C. Am Samstag verspricht der IFS-Hauptlauf dann schon wieder einen sonnigen Süden, wobei im Südosten erstmal die frontale Bewölkung ausgeräumt werden muss. Von Benelux bis in den Norden sorgt der Trog für dichtere Wolken und etwas (gewittrigen?) Regen. Die Tageshöchstwerte decken von Nord nach Süd eine Spanne von 21 bis 27°C ab. Im weiteren Verlauf bleibt es im Norden tendenziell unbeständig, im Süden dagegen tendenziell etwas freundlicher. __________________________________________________________ Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den Vorläufen ist bis in den Donnerstag hinein gut. Das heißt für den Dienstag, dass das in Abschwächung befindliche Sturmtief über dem Süden Skandinaviens recht einheitlich simuliert wird, wenngleich der aktuelle Lauf die Zugbahn etwas nördlicher ansetzt als die Vorläufe. Die Felder des Bodendrucks und der 850er Temperatur sehen bei allen Läufen recht ähnlich aus. In der Folge werden auch die regnerische, vereinzelt auch gewittrige Frontpassage über der Mitte und dem Süden sowie das troggeprägte Wetter im Norden (windig bis stürmisch, Schauer und Gewitter) recht einheitlich simuliert. Auch die Wetterberuhigung mit sommerlichen Temperaturen am Mittwoch und Donnerstag in der Mitte und dem Süden (am Mittwoch dagegen im Norden und Nordosten noch wechselhaft und windig bis stürmisch, dort erst zum Donnerstag Wetterberuhigung) wird vom aktuellen wie auch von den Vorläufen vorhergesagt. Die Basis dafür ist die recht konsistente Verlagerung von Bodentief und Langwellentrog. Diesbezüglich fällt nur der gestrige 00 UTC Lauf auf, der sowohl bezüglich der Verlagerung des Troges wie auch bezüglich der Verlagerung des Bodentiefs deutlich verhaltener - will sagen langsamer - agiert als die jüngeren Läufe. Schon im Laufe des Donnerstages werden dann die Unterschiede westlich von uns größer, bedingt durch Unschärfen in der Lage sowie Ausprägung eines nordostatlantischen Zentraltiefs. Diesem war im gestrigen 00 UTC Lauf (Vorhersage für Donnerstag 06 UTC) ebenso wie nach aktueller Simulation eine Position nordwestlich von Schottland zugedacht, im Lauf von gestern Mittag wurde es westlich von Irland vermutet. Bemerkenswerter als die Position ist noch die Verlagerung. Der gestrige 00 UTC Lauf sah das Tief bis ins kommende Wochenende fast ortsfest, die jüngeren Läufe lassen es dagegen mehr oder weniger zügig nach Norden ziehen. Im weiteren Verlauf wird zumindest für den Süden recht einheitlich Hochdruckeinfluss prognostiziert. Bezüglich der Geopotentialfelder finden die Modellläufe aber nicht mehr zusammen. __________________________________________________________ Vergleich mit anderen globalen Modellen Im internationalen Vergleich liegen ICON und IFS recht nah beieinander. Schon am Dienstag zeigt sich, dass AROME das sich auffüllende Sturmtief deutlich langsamer nach Osten ziehen lässt als die eben genannten Modelle oder auch GFS. Letzteres positioniert das Tief dafür etwas weiter nach Norden als die "Konkurrenz". Diese Unterschiede sind für den Wetterablauf aber am Dienstag noch nicht von zentraler Bedeutung (bei allen genannten Modellen erkennt man z. B. gut und an ähnlicher Position den scharf gezeichneten Frontenknick an der Kaltfront des Zentraltiefs) Schwieriger wird es mit der einheitlichen Linie ab dem Donnerstag. Denn während sich IFS und ICON zumindest auf die Existenz eines neuen Zentraltiefs über dem Nordostatlantik einigen können, zeigt AROME das Tief bei der Irischen See, bei GFS ist überhaupt kein Tief auszumachen, das Modell belässt es bei einer strammen zonalen Strömung bzw. das Tief wandert erst am Freitag südlich an Island vorbei. Diese deutliche Streuung der Modelle lässt auch eine große Spanne bei den Möglichkeiten der Wetterentwicklung in Richtung kommendes Wochenende zu. __________________________________________________________ Bewertung der Ensemblevorhersagen **Die Clusteranalyse beginnt im Zeitfenster +72 bis +96 Stunden mit 5 Clustern, die alle von der Kategorie "Positive NAO" in die Kategorie "Atlantischer Rücken" wechseln. Die drei mit 19, 14 und 11 Mitgliedern größten Cluster vollziehen den genannten Wechsel eher später, die beiden kleinen Cluster (6 und 4 Member) dagegen etwas früher. Im Übrigen zeichnen sich die beiden kleinen Cluster durch ein sehr markantes abgeschlossenes Höhentief aus, welches das Bodentief über Südskandinavien begleitet. Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden werden 4 Cluster errechnet, wovon die größten drei (18, 17 und 10 Member) sich alle durchweg in der Kategorie "Positive NAO" bewegen. Dies unterstreicht die angedachte Entwicklung eines neuerlichen zentralen Tiefst über dem Nordwestatlantik. Der kleinste (6 Member) Cluster wechselt dagegen vom "Atlantischen Rücken" ins "Blocking". Demzufolge soll eine über dem Atlantik weit nach Süden ausgreifende Austrogung durch WLA einen Rücken stützen, der sich über Westeuropa aufwölbt und dann nach Osten über uns hinwegzieht. Ein mögliches, aber unwahrscheinliches Szenario für zumindest kurzzeitig stabiles Hochdruckwetter. Im Zeitfenster +192 bis +240 Stunden wird dann in einer bunten Mischung alles einmal angeboten (Korrektur: Nicht alles, die "Negative NAO" fehlt). Aber die 5 angebotenen Cluster wechseln munter die Wetterkategorien und ihre Spreizung bezüglich der Member ist nicht allzu groß (15-11-10-8-7). Alles Indizien dafür, dass die Entwicklung noch recht unsicher ist. Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen am Dienstag und bis zum Mittwochmorgen einen markanten Rückgang der 850er Temperaturen von ca. 12°C auf etwa 6°C, danach folgt bis in den Freitag ein Anstieg auf etwa 20°C. Diesen Anstieg zeigen auch alle Ensemblemitglieder, allerdings mit zunehmender Streuung - und nicht alle in dieser Stärke. Obendrein zeigt einige Ensemblemitglieder, dass das Temperaturmaximum erst später erreicht werden soll. Das Geopotential geht die Schwankungen mit, allerding mit deutlich geringerer Schwankungsbreite. Die Ensembles des GFS zeichnen bezüglich der 850er Temperaturen ein ähnliches Bild wie IFS. Beim Maximum der Temperaturen am Freitag ist der Hauptlauf des GFS mit etwa 18°C aber verhaltender als der Hauptlauf des IFS. Letzterer liegt in seinem Ensemble in den obersten 10%, der Hauptlauf des GFS dagegen etwa im oberen Mittelfeld seiner Ensemble-Verteilung. _________________________________________________________ Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen BÖEN: Am Dienstag und Mittwoch im Norddeutschen Binnenland steife Böen Bft 7, an den Küsten markante Böen Bft 8 bis 9 um West. Exponiert einzelne schwere Sturmböen (Bft 10) nicht ausgeschlossen. Diese Einschätzung trägt der EFI mit Signalen für signifikant erhöhte Böen im Norden am Dienstag und Mittwoch mit. Auch COMSO-LEPS teilt die Einschätzung. Die Wahrscheinlichkeiten für steife Böen im norddeutschen Binnenland liegen am Dienstag und Mittwoch bei bis zu 50%. Für Sturmböen an den Küsten liegen sie meist bei 30 bis 50%, exponiert sogar bei bis zu 60%. GEWITTER: Am Dienstag (und mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit auch am Mittwoch) ist über dem Norden mit markanten Gewitter zu rechnen, die besonders von Sturmböen um West begleitet werden, eventuell auch von kleinerem Hagel. Am Dienstag sind über der Mitte und dem Süden mit Frontpassage auch einzelne Gewitter denkbar. Diese sind dann aber eher mit Starkregen, eventuell auch größerem Hagel verbunden. Am Freitag sind, bei noch großen Modellunterschieden, erneut wieder gebietsweise starke Gewitter denkbar. ________________________________________________________ Basis für Mittelfristvorhersage IFS, IFS-EPS, MOSMIX ________________________________________________________ VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas